Japans überalterte Mafia
In Japan nennt man sie offiziell «gewalttätige Gruppen». Sie selber bezeichnen sich lieber als «ehrenhafte Gruppen». Besser bekannt sind sie unter dem Begriff Yakuza, die japanische Mafia. Ihre grosse Stunde schlug nach dem Zweiten Weltkrieg, als sie im Chaos der ersten Nachkriegsjahre lokale Schutzfunktionen übernahmen. Schutzgelder, Erpressungen, Drogenhandel, Finanzbetrug, Geldwäscherei oder die Vermittlung von illegalen Arbeitern in der Bau- und Unterhaltungsindustrie wurden zu ihren Einnahmequellen. Bis in die 60er-Jahre wuchsen sie auf über 180’000 Mitglieder an.
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Im Gegensatz zu anderen kriminellen Gruppierungen im Ausland agiert die Yakuza nicht vollständig im Dunkeln. Die verschiedenen Banden sind offiziell eingetragene Organisationen mit Hauptsitzen und vordergründig regulären Tätigkeiten. Die Polizei überwacht diese streng, führt genau Buch über die Mitgliederzahlen und stellt seit einigen Jahren einen rasanten Rückgang fest. Gemäss aktuellen Zahlen der nationalen Polizeibehörde ist die Zahl der Mitglieder erstmals seit 1958 auf unter 40’000 gefallen, wie die Asahi Shimbun berichtet.
40 Prozent über 50 Jahre alt
Die Yakuza ist auch so alt wie noch nie. Rund 40 Prozent ihrer Mitglieder sind über 50 Jahre alt. Nachwuchs scheint nicht in Sicht zu sein. So ist die Zahl der jungen Yakuza stark rückläufig. Nur noch 4,7 Prozent sind in den 20ern. Die Polizei begründet diese Entwicklung mit wirksameren Gesetzen gegen das organisierte Verbrechen (Asienspiegel berichtete). Ein Yakuza-Mitglied zu werden, scheint im Vergleich zu den 60er-Jahren an Attraktivität verloren zu haben.
Doch nicht alle sehen das so. Die rückläufigen Zahlen hätten nichts mit einer erfolgreichen Verbrechensbekämpfung zu tun, sondern einfach damit, dass viele Mitglieder heute einfach versteckt tätig seien, wie die Japan Times berichtete. Auch die Asahi Shimbun schreibt, dass viele Gangsters heute auf die klassischen Aufnahmerituale verzichten, um so nicht ins Visier der Polizei zu geraten.
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