Die zer­fal­le­ne Stadt

Die Klein­stadt Yuba­ri steht sinn­bild­lich für die Über­al­te­rung der Gesell­schaft und das Aus­ster­ben der länd­li­chen Gegen­den Japans. So leb­ten hier einst 120’000 Ein­woh­ner. Das war 1960, als es mit dem loka­len Koh­le­berg­bau noch viel Geld zu ver­die­nen gab. Dann kam das Erd­öl und irgend­wann schloss die letz­te Zeche. Ver­zwei­felt setz­te der Bür­ger­meis­ter ab den 1990er-Jah­ren auf gros­se tou­ris­ti­sche Infra­struk­tur­pro­gram­me. Es ent­stand ein Robo­ter-Muse­um und ein Vergnügungspark. 

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Doch die Tou­ris­ten blie­ben aus. Auch das Geld war irgend­wann mal weg. Arbeit gab es kei­ne mehr. Die jun­gen Leu­te zogen weg, 2007 muss­te Yuba­ri sogar den Bank­rott anmel­den. Die Stadt kam unter Zwangs­ver­wal­tung von Tokio und der Prä­fek­tur Hok­kai­do. Heu­te zählt die Stadt noch knapp 9’000 Ein­woh­ner. Die Hälf­te ist über 65 Jah­re alt. Der Aus­tra­li­er Brett Pat­man hat die­sen Zer­fall von Yuba­ri foto­gra­fisch ein­drück­lich festgehalten. 

Seit dem Bank­rott wird eisern gespart. 2016 folg­te der nächs­te Rück­schlag. Das Ende des Bahn­be­triebs nach Yuba­ri wur­de ange­kün­digt. Zu teu­er ist der Unter­halt; und dabei war sie einst der Stolz der Stadt. Täg­lich ver­kehr­ten hier Güter­zü­ge für Koh­le und sogar ein Express­zug. Vor­aus­sicht­lich 2019 geht auch die­ses Kapi­tel zu Ende (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Die bes­te Melo­nen des Landes

Doch die Hoff­nung ist hier nicht ver­schwun­den. Da gibt es einer­seits die ein­träg­li­che loka­le Land­wirt­schaft, die sich ganz auf den Anbau von Melo­nen spe­zia­li­siert hat. Die süs­sen Yuba­ri-Melo­nen sind die begehr­tes­ten Früch­te in Japan.

Jeweils bei der ers­ten Auk­ti­on im Mai ist der Stadt die lan­des­wei­te Auf­merk­sam­keit gewiss. So hat ein Gross­händ­ler die­se Woche 1,5 Mil­lio­nen Yen (12’000 Euro) für ein Melo­nen-Paar bezahlt, wie die Nik­kei Shim­bun berich­tet. 4035 Ton­nen sol­len die­ses Jahr ver­kauft wer­den und eini­ge Mil­lio­nen Euro in die Kas­sen spülen.

Der jun­ge Bürgermeister

Auf den Auk­ti­ons­fo­tos ist auch stets Nao­michi Suzu­ki zu sehen, der jun­ge Bür­ger­meis­ter von Yuba­ri. 10 Jah­re nach dem Bank­rott ist er so etwas wie der Hoff­nungs­schim­mer der Stadt. 2008 kam er als 27-jäh­ri­ger Beam­ter Tokio nach Yuba­ri und blieb gleich dort. Seit 2011 ist er Bür­ger­meis­ter. Sei­ne Mis­si­on: Der Stadt wie­der leben ein­zu­hau­chen und die Hoff­nung zurückzubringen. 

Die Yuba­ri-Melo­nen sind für ihn ein wich­ti­ges Sym­bol die­ses Neu­starts. Dane­ben setzt die Stadt auch auf das seit 1990 aus­ge­tra­ge­ne Inter­na­tio­na­les Film­fes­ti­val, das selbst die Kon­kurs­jah­re über­lebt hat. Die Natur wie auch das indus­tri­el­le Erbe ver­sucht Suzu­ki eben­falls neu zu ver­mark­ten (sie­he Wer­be­film unten). Und womög­lich wird ihm die­ses Unter­fan­gen gelin­gen. Es ist gera­de die­se spe­zi­el­le Geschich­te mit ihren Höhen und Tie­fen, die Yuba­ri zu einem tou­ris­ti­schen Anzie­hungs­punkt machen könnte. 

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