Bahnhöfe im Niemandsland
Die 1898 eröffnete JR Soya Main Line auf Hokkaido führt von der Grossstadt Asahikawa bis zur nördlichsten japanischen Stadt Wakkanai. Je nördlicher man ist, desto einsamer wird die Fahrt. Zwischen Nayoro und Wakkanai ist die Strecke schon lange nicht mehr rentabel. Zahlreiche Bahnhöfe auf dieser Linie müssen ganz ohne Personal auskommen. Alte Bahnsteige und kleine heruntergekommene Wartehäuser aus einer anderen Zeit müssen oft ausreichen. Sie stehen sinnbildlich für die Krise, in der JR Hokkaido steckt. Der Bahnbetreiber der Nordinsel rechnet damit, dass rund die Hälfte seines Netzes schon in wenigen Jahren nicht mehr unterhalten werden kann (Asienspiegel berichtete).
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Für die japanischen Zug-Fans ist Hokkaido gerade deswegen ein Eldorado. Es ist die Insel mit den meisten verlassenen Wartehäusern und Bahnhöfen im Niemandsland. Die Japaner nennen diese «Hikyō’eki», «ein Bahnhof in einem unerforschten Gebiet». Einige davon habe sich zu touristischen Sehenswürdigkeiten entwickelt, wie der Bahnhof Koboro im Süden Hokkaidos (Asienspiegel berichtete) oder der Bahnhof Kitahama am nordöstlichen Ende Japans (Asienspiegel berichtete). Die JR Soya Main Line ist ebenfalls eine Linie, die so einige spezielle verlassene Bahnhöfe besitzt, die viele Zug-Fans faszinieren.
Bahnhöfe aus einer anderen Zeit
Hierzu gehört zum Beispiel der Bahnhof Onoppunai, der 1925 eröffnet wurde. Heute steht dieser faktisch im Niemandsland. Nur einige verlassene Wohnhäuser gibt es hier noch. Das Holzgebäude scheint unverändert aus der Anfangszeit zu stammen. Gemäss Statistik von JR Hokkaido wird diese Station pro Tag «von durchschnittlich weniger als 1 Person» benutzt, so der offizielle Wortlaut. Der Ort verströmt fast schon eine unheimliche Atmosphäre:
Der Bahnhof Hokusei besteht wiederum aus einem winzigen Wartehaus, das ebenfalls noch aus Holz gebaut ist. 1959 wurde es erbaut:
Dann gibt es noch Güterwagen, die zu Wartestationen umgebaut wurden, wie beispielsweise der Bahnhof Shimonuma. Jahrelang wurde dieser sich selbst überlassen. Inzwischen hat das Dorf ihn neu angestrichen und verschönert, wie die Hokkaido Shimbun berichtet:
Auch der Bahnhof Toikanbetsu wurde im selben Stil runderneuert. Immerhin hat es hier noch bis zu 10 Passagiere pro Tag:
Gestohlene Schilder
Einige dieser Bahnhöfe haben es derart zu Kultstatus gebracht, dass manche Zug-Fans sogar die Stationsschilder der Bahnhöfe stehlen. So geschehen im September in Onoppunai und Toikanbetsu. Gegen die unbekannten Täter wurde Strafanzeige eingereicht, wie die Jiji News berichtet. JR Hokkaido-Präsident Osamu Shimada hat die Schilder als wertvolle und wichtige Objekte bezeichnet. Er hofft, dass sie bald wieder zurückgebracht werden. Man dürfe dies auch heimlich tun, wie er betont.
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