Japans Bahn: Auf die Sekunde genau
Tokios riesiges Bahnnetz ist die Lebensader der Hauptstadt. Das Verkehrsmittel wird täglich von Millionen von Pendlern benutzt. Pünktlichkeit wird grossgeschrieben. Selbst kürzeste Verspätungen von 2 Minuten werden per Lautsprecher den Passagieren übermittelt. Alle Zwischenfälle, mögen sie noch so klein sein, werden pflichtbewusst dokumentiert und in einer Pressemitteilung detailliert ausgeführt (Asienspiegel berichtete). Man entschuldigt sich darin und verspricht Besserung.
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Und so gehört es sich auch, dass man sich entschuldigt, wenn der Zug 20 Sekunden zu früh abfährt. Genau dieses Szenario ist am Morgen des 14. Novembers beim Tsukuba-Express, der von Akihabara in Tokio nach Tsukuba in der Präfektur Ibaraki fährt, eingetroffen. «Der Tsukuba-Express ist beim Bahnhof Minami-Nagareyama um 9:44 Uhr 20 Sekunden früher als geplant abgefahren. Für die Unannehmlichkeiten, die wir unseren Kunden hiermit bereitet haben, möchten wir uns zutiefst entschuldigen», stand ganz zu Beginn der Mitteilung der Metropolitan Intercity Railway Company, die noch am selben Tag veröffentlicht wurde.
Genauer Ablauf wird dokumentiert
Demnach kam der Tsukuba-Express um 9:43:40 Uhr in Minami-Nagareyama an. Die Türen wurden geöffnet. Exakt eine Minute später, also um 9:44:40 Uhr, hätte der Zug gemäss internem Fahrplan abfahren sollen. Stattdessen verliess dieser schon um 9:44:20 Uhr den Bahnhof. In der Mitteilung wird betont, dass es gemäss offiziellem Fahrplan im Bahnhof (Abfahrt: 9:44 Uhr) keine zeitlichen Differenzen gegeben habe. Dennoch habe man den festgesetzten internen Zeitplan nicht korrekt eingehalten. Beanstandungen von Kunden habe es keine gegeben, steht weiter.
In Japans haben sich viele Pendler derart an ihre morgendlichen zeitlichen Abläufe gewöhnt, dass die Bahnbetreiber selbst bei kleinsten Abweichungen annehmen müssen, dass sie den Zeitplan der Kunden durcheinander bringen. Eine Mitteilung und Entschuldigung ist die Folge.
Bescheinigung für die Verspätung
Übrigens erhalten Passagiere, die wegen irgendwelcher Vorfälle im Zusammenhang mit der Bahn zu spät zur Arbeit kommen, eine sogenannten «Bescheinigung für die Verspätung» (siehe Foto) von der Bahn ausgehändigt, die sie dem Arbeitgeber als Beweis vorlegen können. Eine Bescheinigung für Überpünktlichkeit scheint es jedoch nicht zu geben.
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