Japan und China: Eine Hassliebe

Seit 2005 untersucht der japanische Thinktank Genron NPO in Zusammenarbeit mit China International Publishing Group die Beziehungen zwischen China und Japan (Asienspiegel berichtete). Die beiden asiatischen Grossmächte pflegen so etwas wie eine Hassliebe. Einerseits unterhalten die beiden Länder enge Wirtschaftsbeziehungen. China ist für Japan der grösste Handelspartner.
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Andererseits gibt es anhaltende Spannungen auf politischer Ebene, die auf unterschiedliche Haltungen bezüglich der Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs (Asienspiegel berichtete), Streitigkeiten um Inselgruppen (Asienspiegel berichtete) und Einflusssphären im Ostchinesischen Meer (Asienspiegel berichtete) zurückzuführen sind.
Die Sicht der Japaner
Diese Zankäpfel haben dazu geführt, dass seit 2013 rund 90 Prozent Japaner ein schlechtes Bild von China haben. Das hat sich 2017 kaum geändert (88,3 Prozent). Der Inselstreit wie auch die absolute Macht der Kommunistischen Partei tragen massgeblich zu diesem Resultat bei.
Gleichzeitig erkennen die Japaner eine Verbesserung bei den politischen Beziehungen der beiden Länder. 44,9 Prozent sehen diese als schlecht an. Im Vorjahr waren es noch 71,9 Prozent. Der Rückgang hat damit zu tun, dass 2017 ein vergleichsweise ruhiges Jahr war in den Beziehungen. Nordkorea und die Missile-Tests haben in den vergangenen Monaten alles überschattet.
Die Sicht der Chinesen
Bei den Chinesen zeigt sich ein anderes Bild. Noch halten 64,2 Prozent die politischen Beziehungen beider Länder für eher schlecht. 2016 waren es noch 78,2 Prozent. Interessanterweise haben die Chinesen aber ein etwas besseres Bild von Japan, als die Japaner von China. Zwar sagen 66,8 Prozent der befragten Chinesen, dass sie keinen guten Eindruck von Japan haben. Das ist aber immerhin ein Rückgang um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und doch einiges weniger als die knapp 90 Prozent Japaner, die ein schlechtes Bild von China haben.
Der Tourismus-Boom
Die gute Nachricht ist, dass der Tourismus-Boom die Beziehungen offenbar verbessern hilft. So sind die Chinesen mit Abstand die wichtigsten ausländischen Touristen für Japan (Asienspiegel berichtete). Diese Reiselust hat für Japan nicht nur finanzielle Vorteile. Denn 60 Prozent der Chinesen, die einmal in Japan waren, sagen, dass sie ein gutes Bild von Japan haben. Ganze 44,2 Prozent der Chinesen haben sogar den Wunsch, einmal nach Japan zu reisen.
Das Land des anderen zu bereisen hilft ganz offensichtlich, Vorurteile abzubauen. Eine grosse Aufgabe wird nun sein, die Reiselust der Japaner nach China zu fördern. Denn mehr als 70 Prozent der befragten Japaner zeigen schlichtweg kein Interesse an einem Ausflug ins Reich der Mitte.
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