Kōjien: Die Japanisch-Bibel
Der Kōjien ist der Duden der japanischen Sprache. 1955 publizierte der Verlag Iwanami Shōten zum ersten Mal dieses umfassende Wörterbuch. Es gab eine Zeit, da besass jeder Haushalt eine Ausgabe. Der Kōjien wird bis heute als Referenz gebraucht, wenn es um eine klare Definition eines Wortes geht. In den besten Tagen verkaufte sich eine Auflage fast 3 Millionen Mal. Alle 10 Jahre wird der Kōjien umfassend aktualisiert, mit zahlreichen Ergänzungen, Löschungen und Neueinträgen.
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Seit dem 12. Januar 2018 ist nun die 7. Auflage im Buchhandel erhältlich, wie News 24 berichtet. 250’000 Wörter umfasst das Werk. Darunter sind 10’000 neue Einträge, wie zum Beispiel apuri (App), jidori (Selfie), enjō (im Sinn von «Shitstorm») oder sumaho (Smartphone). Die prägenden Ereignisse der letzten Jahre durften ebenso wenig fehlen. Dazu gehören Higashi Nihon Daishinsai (Das Grosse Erdbeben von 2011 im Nordosten Japans) oder hairo (Reaktorstilllegung). Hinzu gekommen sind auch gesellschaftliche Begriffe wie konkatsu (die Suche nach einem Ehepartner) und burakku kigyō. Letzteres bedeutet wortwörtlich «schwarze Firmen». Damit sind Unternehmen gemeint, die Ihre Angestellten systematisch ausbeuten (Asienspiegel berichtete).
Doch selbst dem Kōjien unterlaufen ab und an Fehler, wie der Begriff «LGBT» (Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender) aus der neuen Auflage zeigt. «LGBT: Menschen, die eine von der Mehrheit abweichende sexuelle Orientierung haben», steht darin geschrieben und lässt dabei aus, dass der Begriff «Transgender» nichts mit sexueller Orientierung, sondern vielmehr mit Geschlechtsidentität zu tun hat. Nach einem Aufruhr in den sozialen Medien, gestand der Verlag Iwanami Shōten den Fehler ein, wie die Huffington Post Japan berichtet. Die Definition sei ungenügend. Man prüfe nun eine Korrektur.
Der Fall Taiwan
Taiwan kämpft derweil schon seit Jahrzehnte um seine Eigenständigkeit im Kōjien, wie die Nikkei Shimbun berichtete. Denn im japanischen Wörterbuch heisst es nicht erst seit der aktuellen Auflage, dass die Insel die 26. Provinz der Volksrepublik China sei. Auf die Proteste von Taiwan ist der Verlag nie eingegangen. Man gebe hier nur die offizielle politische Sichtweise der japanischen Regierung wieder. Tatsächlich bestätigte Japan 1972 mit der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Peking und dem Abbruch der Beziehungen zu Taipeh, dass Taiwan zur Volksrepublik China gehört (Asienspiegel berichtete). In der Realität ist Taiwan jedoch bis heute ein wichtiger wirtschaftlicher und strategischer Partner für Japan geblieben, auch ohne die offiziellen diplomatischen Kanäle.
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