Die lästige «Pflicht-Schokolade» am Valentinstag
Am 14. Februar ist Valentinstag, auch in Japan. Doch anstatt Blumen gibts Schokolade. Und es gilt die Regel: Die Frau beschenkt am 14. Februar den Mann. Dies tut sie nicht nur für ihren Liebsten. Auch Freunde, Mitarbeiter und sogar Vorgesetzte werden mit Schokolade beglückt. Bis zu 10’000 Yen plant die Dame für diesen Tag ein. Damit keine Missverständnisse aufkommen, wird zwischen verschiedenen Geschenkkategorien und Preisklassen unterschieden. So gibt es beispielsweise die «Pflicht-Schokolade» (Giri-Choko) für die Mitarbeiter, die «Freundinnen-Schokolade» (Tomo-Choko), die «Schokolade für den weiblichen Freundeskreis» (Joshikai-Choko) und natürlich «die Schokolade für den Geliebten» (Honmei-Choko).
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Die lästigste Kategorie ist zweifellos die «Giri-Choko». Denn wer beschenkt schon gerne einen Kollegen oder den Vorgesetzten? Und seit wann überhaupt gibt es diese Pflicht? Ja, muss das wirklich sein? Die in Japan beliebte belgische Schokoladenmarke Godiva hat sich genau diese Fragen gestellt. In einem grossen Inserat mit dem Titel «Japan, hören wir auf mit der Giri-Choko!» in der renommierten Wirtschaftszeitung Nikkei Shimbun fordert sie ein Umdenken.
In einem öffentlichen Schreiben beklagt sich Godiva-Präsident Jerome Chouchan, der seit über 20 Jahren in Japan lebt, dass viele Frauen den Valentinstag wegen der «Giri-Choko» hassen würden. Es sei ein mentaler Stress, der zudem etwas koste. Es sei jedoch schwierig, von sich aus diesem Brauch ein Ende zu setzen. Chouchan fordert daher, mit der «Giri-Choko» aufzuhören und ruft die Vorgesetzten auf, den Mitarbeiterinnen dies auch so zu sagen. Denn der Valentinstag sei für die wahren Gefühle da.
Das Inserat zeigt Wirkung
Godiva hat damit einiges ausgelöst. Zeitungen wie auch die sozialen Medien haben das Thema aufgenommen. NHK News erwähnt, dass die Giri-Choko einerseits sehr verbreitet sei in den Unternehmen. Andererseits gebe es Beispiele von Firmen, welche die Giri-Choko schon lange beendet haben. Viele sind es jedoch nicht. NHK zitiert dabei eine Umfrage, wonach 14 Prozent angeben, dass man diese Praxis in der Firma verboten habe. Kritiker meinen derweil, dass Godiva bei einer Abschaffung ohnehin keine Umsatzeinbussen befürchten müsse. Deren Produkte seien so teuer, dass sie gar nie als «Pflicht-Schokolade» in Frage kämen. Denn für die Giri-Choko gibt die Frau verständlicherweise am wenigsten aus. Die Kampagne sei daher ein cleverer Marketing-Trick.
Ohnehin geht der Trend seit einigen Jahren in eine ganz andere Richtung. Die «Jibun-Choko», «die Schokolade für sich selbst», wird am Valentinstag immer wichtiger. Bis zu 4000 Yen geben die Frauen dafür aus. Das ist mehr als für jede andere Kategorie (Asienspiegel berichtete).
Wie alles anfing
Übrigens begann alles, als in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre Tokioter Süsswarenhersteller Merry Chocolate Company eine Kampagne lancierte mit den Slogan «Einmal im Jahr gesteht die Frau dem Mann ihre Liebe». Seit Beginn der 1970er-Jahre ist dieser Brauch durch die Verbreitung der Massenmedien endgültig in Japans Gesellschaft etabliert. Einen Monat später, am 14. März, ist es schliesslich am Mann, der Frau ein Geschenk zu machen. White Day nennt sich das in Japan.
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