Keine Zeit für Bücher

Vor mehr als zehn Jahren hatte noch fast jeder Japaner in der Bahn eine Zeitung oder ein Buch in der Hand. Und da gab es auch noch ein paar Handy-Nutzer. Heute starrt jedoch die ganz grosse Mehrheit der Passagiere, wie im Rest der Welt, auf das Smartphone. Messages, Mails, soziale Medien und Nachrichten scheinen die bevorzugte Lektüre zu sein. Bestätigt wird dieser Eindruck nun durch eine Umfrage der Vereinigung der universitären Co-op-Läden, die traditionell die Studenten in Japan mit Büchern, Schreibwaren, Lebensmitteln aber auch mit günstigen Reiseangeboten versorgen.
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So wurden 30 Universitäten und 10’000 Studenten gefragt, wieviel Zeit sie neben ihrem Studium fürs Lesen von Büchern aufwenden. «Null» war die Antwort von 53,1 Prozent. Zum ersten Mal in der Geschichte dieser Umfrage sind die Lesefaulen damit in der Mehrheit. Vor fünf Jahren lag die Rate erst bei 34 Prozent. Gleichzeitig gibt es bei den regelmässigen Lesern eine gute Nachricht: Ihre durchschnittliche Lesezeit pro Tag ist mit 50,1 Minuten rund 2,5 Minuten länger als noch im vergangenen Jahr. Die Smartphone-Nutzung mit durchschnittlich 177,3 Minuten pro Tag ist derweil so hoch wie noch nie.
Entsprechend weniger wird für den Kauf von Büchern und anderen Publikationen aufgewendet. Noch sind es durchschnittlich 1340 Yen pro Monat (10 Euro), die ein Student dafür ausgibt. Es ist seit den 1970ern-Jahren der tiefste Betrag. 1983 gab ein Student monatlich 4280 Yen (32 Euro) in Bücher aus. Das ist bis heute ein ungebrochener Rekord.
Die Higschool-Jahre entscheiden
Für die Verfasser der Studie ist klar: Die Lesegewohnheit von Studenten entscheidet sich bereits während der Highschool-Zeit, wie die Nikkei Shimbun berichtet. Wenn einem in diesen Jahren die Freude am Lesen nicht näher gebracht wird, dann wird man später kaum freiwillig ein Buch in die Hand nehmen.
Es ist jedoch nicht so, dass die jungen Menschen gar nicht lesen. Vielmehr hat sich das Leserverhalten geändert. Heute wird auf Smartphones gelesen und gewöhnlich in viel kleineren Portionen. Die Buchlektüre wird damit aber nicht ersetzt.
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