Das Ende einer Bahnlinie und einer einzigartigen Station

Die Sankō-Linie verkehrt zwischen Gōtsu an der Küste der Präfektur Shimane und Miyoshi in der Bergregion der Präfektur Hiroshima (siehe Karte ganz unten). 108 Kilometer lang ist die Strecke, die 30 Tunnels sowie 35 Bahnhöfe umfasst. Dazu gehört auch die ungewöhnliche Station Uzui, die auf einer 20 Meter hohen Brücke gebaut wurde. Ein Treppenturm ist der einzige Zugang zum Bahnsteig, wo es auch einen Warteraum hat. Fotograf Kazunori Fujimoto hat über diesen «Himmelsbahnhof» eine wunderbare Fotoserie gemacht.
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1930 wurde das erste Teilstück der Sankō-Linie eröffnet, doch erst 1975 wurde die vollständige Strecke fertiggestellt. Als man 1987 die Staatsbahn Japan National Railways privatisierte, wurde die Sankō-Linie Teil der neu gegründeten Bahnfirma JR West. Damals zählte man durchschnittlich 458 Passagiere pro Tag. Danach wurden es mit jedem Jahr weniger. Heute sind es noch rund 50 Passagiere. Die täglichen Direktverbindungen zwischen Gōtsu und Miyoshi wurden daher auf ein Minimum beschränkt. Stattdessen deckte die Sankō-Linie hauptsächlich noch Teilstrecken ab. Und so kam es, wie es kommen musste. Am 29. September 2016 erklärte JR West, dass die gesamte Sankō-Linie am 31. März 2018 ihren Betrieb einstellen würde.
Für die japanische Hauptinsel Honshu ist es das erste Mal überhaupt, dass eine über 100 Kilometer lange Bahnlinie komplett stillgelegt wird. Die Nordinsel Hokkaido kämpft derweil schon seit Jahren mit diesem Problem (Asienspiegel berichtete). Es sind die direkten Folgen der Überalterung der Gesellschaft und der damit verbundenen Entvölkerung der ländlichen Gegenden.
Der letzte Ansturm
Das baldige Ende hat nun aber dazu geführt, dass Zug-Fans aus dem ganzen Land nach Shimane pilgern, um ein letztes Mal auf der Sankō-Linie zu fahren, wie NHK News berichtet. Für wenige Tage hat die Strecke wieder ein Passagieraufkommen, das an alte Zeiten erinnert (siehe Tweets unten).
Betreiber JR West hat das grosse Interesse vorausgeahnt. Aus diesem Grund hat er im Zuge des landesweiten Fahrplanwechsels vom 17. März die täglichen Direktfahrten von Miyoshi nach Gōtsu auf 2 und in die umgekehrte Richtung auf 3 erhöht. Es ist der letzte Ansturm vor dem endgültigen Aus. Am 31. März 2018 wird schliesslich ein weiteres Stück japanischer Bahngeschichte zu Ende gehen.

Zwei Bahngeschichten aus Hokkaido
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