Airbnb streicht 80% der Unterkünfte in Japan
Noch vor wenigen Tagen listete Airbnb in Japan über 63‘000 Unterkünfte. Der Dienst boomt und dies bislang ganz ohne rechtliche Grundlage. Ab dem 15. Juni wird sich dies ändern. Die kurzfristige Vermietung von privatem Wohnraum, auf Japanisch minpaku genannt, wird endgültig legalisiert. Die neuen Auflagen haben nun aber zur Folge, dass der Dienst einen Kahlschlag vornehmen musste. Gemäss dem japanischen Marktforschungsunternehmen Hollywis ist die Zahl der angebotenen Unterkünfte auf 13‘800 geschrumpft, wie die Nikkei Shimbun berichtet. Das ist ein Rückgang um 80 Prozent. Zuvor hatte bereits die japanische Tourismusbehörde die Vermieter nicht registrierter Wohnungen aufgefordert, alle Reservationen zu stornieren.
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Die Massnahme ist keine Überraschung. Denn das neue Gesetz beinhaltet zahlreiche Anpassungen und Restriktionen (Asienspiegel berichtete). So wird die Kurzvermietung von privatem Wohnraum neu auf 180 Tage im Jahr begrenzt. Der Vermieter muss zudem bei den Behörden seinen Dienst registrieren und die Hygiene- und Brandschutzvorschriften einhalten. Lebt er selbst nicht in der Wohnung ist er verpflichtet, eine Reinigungsfirma zu beauftragen. Bei Verstoss drohen hohe Geld- oder sogar Gefängnisstrafen. Die lokalen Regierungen haben zudem das Recht, die Kurzvermietung an bestimmten Orten zu verbieten oder einzuschränken. Touristische Städten wie Kyoto, Kanazawa, Sapporo oder Kurashiki haben bereits auf unterschiedliche Weise davon Gebrauch gemacht (Asienspiegel berichtete).
Die vorläufige Rückgang des Angebots zeigt, dass viele bisherige Vermieter die neuen Vorlagen offenbar nicht einhalten konnten. Airbnb Japan hat zudem stets betont, dass man sich an die Gesetze halten und mit den Behörden kooperieren werde. Entsprechend werden nur noch registrierte Unterkünfte auf der Website gezeigt.
Eine Professionalisierung der Branche
Die Folge dieser Entwicklung ist, dass sich die Branche nun stark professionalisieren wird. Bereits haben sich für Airbnb erste Kooperationen mit grossen Firmen ergeben. Minimarkt-Ketten wie Family Mart und Seven Eleven werden künftig als Abholstelle für die Wohnungsschlüssel dienen (Asienspiegel berichtete). Auch mit den Airlines ANA und Peach wurde eine Zusammenarbeit angekündigt, insbesondere im Bereich des Marketings und Meilensammelns, wie die Sankei Shimbun berichtete.
Airbnb bleibt entsprechend zuversichtlich. Der Dienst rechnet, dass die Zahl der Unterkünfte in den kommenden Monaten wieder stark ansteigen wird. Alleine die grosse Nachfrage durch den anhaltenden Tourismusboom wird ihren Teil dazu beitragen. Airbnb Japan-Chef Yasuyuki Tanabe hat in einem Interview mit der Asahi Shimbun das Potential des Dienstes betont. Gerade in den ländlichen Regionen werde das Angebot noch stark wachsen, zeigt er sich zuversichtlich. Ausserdem seien die Japaner erst gerade daran, Airbnb für sich selber zu entdecken. Die Zahl der japanischen Nutzer habe sich innerhalb eines Jahres verdoppelt.
Eine Übergangsphase
Hinzu kommt die Tatsache, dass Japan über viel freien Wohnraum verfügt. Die Immobilienfirmen sehen in Airbnb eine grosse Chance, die Professionalisierung kommt ihnen besonders entgegen. Die plötzliche Verknappung des Angebots wird somit als gewöhnlicher Teil dieser Übergangsphase in die Legalität angesehen.
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