Simple Japanese
Einer der schwierigsten Aspekte der japanischen Sprache sind die vielschichtigen Höflichkeitsformen. Im Hotel, am Flughafen, beim Postschalter, im Bahnhof, im Kaufhaus oder in der Bank: Stets verwenden die Angestellten die komplexen Respekts- und Bescheidenheitsformen. Personen, die selbst seit Monaten intensiv Japanisch lernen, stossen in solchen Situationen regelmässig an ihre Grenzen. Die Lösung für dieses Problem nennt sich «Simple Japanese» (Yasashii Nihongo), das von Professor Kazuyuki Sato von der Universität Hirosaki entwickelt wurde.
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Beim Erdbeben von Kobe 1995 stellte er fest, dass viele Ausländer aus sprachlichen Gründen Mühe hatten, sich in der Hektik zu orientieren. Seither arbeitet er an einem Japanisch, das auch für die Menschen, die über nur wenige Japanisch-Sprachkenntnisse verfügen, einfach verständlich sein soll. Kurze Sätze, ein einfaches Vokabular, eine langsame und klare Aussprache, der Verzicht auf komplexe Höflichkeitssätze, die Verwendung von Leerabstände in Sätzen oder die konsequente Beschriftung der Zeichen mit der Silbenschrift Hiragana sind einige Grundprinzipien des «Simple Japanese».
Tatsächlich verwenden immer mehr lokale Behörden das «Simple Japanese» in Handbüchern, die über das richtige Verhalten bei Naturkatastrophen oder über administrative Belange informieren (Asienspiegel berichtete). Gefördert werden diese Vorhaben von der Sprachschulen-Vereinigung Nihongo no kai. Diese hat sich nun auch daran gemacht, die Bahnhofsdurchsagen zu vereinfachen, wie die Mainichi Shimbun berichtet.
Zu formell und lange
Denn eine Studie hat gezeigt, dass in Tokios Bahnhöfen oft zu lange und komplexe Sätze verwendet werden, gerade wenn es sich um Unfälle, Naturkatastrophen und daraus resultierende Verspätungen handelt. Ein typisches Beispiel ist der Satz «chien ga shōjiru», eine formelle Ausdrucksweise für «sich verspäten». Würde man stattdessen das einfache Verb «okureru» brauchen, dann würde dies selbst eine Person mit einfachsten Japanischkenntnissen verstehen. Die Vereinigung hat zahlreiche Vorschläge erarbeitet. Sie hofft nun, dass möglichst viele Bahnbetreiber bis zu den Sommerspielen 2020 auf das «Simple Japanese» setzen.
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