Japanisches Kunsthandwerk in Tokio

Die japanische Handwerkskunst blickt auf eine lange Geschichte zurück und noch heute werden Produkte nach den seit Jahrhunderten überlieferten Verfahren und Anleitungen hergestellt. Auch in Tokio kann man eine Zeitreise in die unterschiedlichsten Traditionen unternehmen: Von der Kunst der Bonsai-Zucht über filigrane Blumengestecke bis hin zu gläsernen Windspielen aus der Edo-Zeit. Drei Beispiele:
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Bonsai: Natur im Miniaturformat
Er ist ein Meister seines Fachs und zählt zu den weltweit bekanntesten Bonsai-Künstlern: Kunio Kobayashi. Mit mehr als 30 Jahren an Erfahrung in der Zucht und Pflege von Bonsai-Bäumen kreiert der Autodidakt zeitlose Kunstwerke. Bekannt für seinen einzigartigen Aji no aru-Bonsai-Stil, der von harten Linien bestimmt ist und den Einfluss von natürlichen Elementen wie Regen, Wind oder Schnee andeutet, unterrichtet in über 20 Ländern weltweit in der Kunst der Bonsai-Zucht. Im Shunkaen Bonsai Museum in Tokio, das 2002 von Kobayashi eröffnet wurde und jährlich mehr als 10’000 internationale Besucher zählt, können sich Besucher von den imposanten Miniaturbäumen inspirieren lassen und sich unter Anleitung sogar selbst im Zuschneiden eines Bonsai-Baums üben. Das Museum beherbergt mehr als 1000 der Minibäume, darunter auch ein rund ein Jahrtausend alter Bonsai im Wert von umgerechnet 750’000 Euro. Des Weiteren können Besucher sich in einen Kimono kleiden, den Garten erkunden oder eine Tasse Grüntee geniessen, den sie während einer Teezeremonie selbst zubereitet haben.
Ikebana: Weniger ist mehr

Filigran und fast schon meditativ – mit viel Hingabe und Liebe zum Detail werden in Japan noch heute Blüten, Zweige und Blätter aufwendig zu kleinen Kunstwerken arrangiert. Ähnlich wie bei Skulpturen beziehen die Erschaffer dieser Blumengestecke – den sogenannten Ikebana – Überlegungen zu Farbe, Form und Funktion in den Aufbau ihres Werkes mit ein. Dabei schneiden die Künstler Blumen, Stängel und Zweige in unerkennbare Formen oder bemalen sogar die Blätter eines Elements. Die daraus resultierenden Formen sind vielfältig und können in Grösse und Zusammensetzung sehr unterschiedlich ausfallen: Von einer einzelnen in Szene gesetzten Blüte bis hin zu einem umfangreichen Arrangement, jedoch stets mit dem Ziel der Ausrichtung auf Harmonie. Im Keio Plaza Hotel gibt es Ikebana-Workshops. Einst nur Hotelgästen vorbehalten, ist der Kurs, der von der bekannten Ikebana-Künstlerin Hiroki Maeno geleitet wird, heute auch für auswärtige Besucher offen zugänglich.
Windglöckchen: Der Klang des Sommers

Sie hängen an Balkonen oder an offenen Fenstern und erfüllen die sommerliche Luft bei jeder Brise mit sanften Klängen – die traditionellen japanischen Windspiele, auch Fūrin genannt, werden seit der Edo-Zeit (1603 bis 1868) von Hand gefertigt (Asienspiegel berichtete). Bei der Herstellung wird eine Technik namens Chubuki angewendet, die der klassischen Glasbläserei ähnelt. Wer seine eigene Fūrin herstellen möchte, der sollte unbedingt einen Besuch bei Shinohara Fūrin einplanen. Es stehen zwei Workshops zur Auswahl: Im umfangreicheren Kurs werden die Teilnehmer unter Anleitung von Inhaber Shinohara, der bereits seit mehr als 46 Jahren die gläsernen Kunstwerke herstellt, an die Glasbläserei herangeführt. Im Anschluss wird das Windspiel durch ein eigenes Design zum Unikat. Wer weniger Zeit einplanen möchte, der kann sich auch nur auf das Bemalen konzentrieren und dabei eine bereits vorgefertigte Glaskugel verwenden.
Weitere hilfreiche Informationen zu Tokio gibt es unter gotokyo.org.
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