«Jisa Biz»: Der Kampf gegen die überfüllten Pendlerzüge
Tokios morgendlichen Züge sind seit Jahrzehnten chronisch überfüllt. Die Bahnen operieren an der Belastungsgrenze. Das hat auch damit zu tun, dass die Arbeitszeiten in den meisten Firmen dieselben sind. Das führt dazu, dass statistisch gesehen die allermeisten Pendler morgens zwischen 8 und 9 Uhr im Zug sitzen. Seit letztem Jahr versucht die Lokalregierung der Metropolregion Tokio, Abhilfe zu schaffen. Ihr Lösungsansatz nennt sich Jisa Biz — Jisa bedeutet Zeitunterschied, Biz steht für Business.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Insgesamt 320 Firmen nahmen im Sommer 2017 teil, indem sie ihren Angestellten für zwei Wochen gestaffelte oder gleitende Arbeitszeiten sowie Home Office ermöglichten. Dieser Test war erst der Anfang. Seit dem heutigen 9. Juli läuft die zweite Phase, die dieses Mal bis zum 10. August andauern wird, wie die Tokyo Shimbun berichtet. 700 Unternehmen nehmen nun am Experiment teil. Ziel ist es, 1000 Firmen ins Boot zu holen.
Und noch wichtiger ist, dass auch die Bahnbetreiber mitmachen. Zahlreiche Strecken lassen in den frühen Morgenstunden zwischen 5:00 und 8:00 Uhr Extrazüge fahren. Eine neue App informiert zudem die Pendler über die aktuelle Belegung der einzelnen Züge. Frühpendler sollen zudem mit Gutscheinen verschiedener Restaurants und Läden belohnt werden. Andere Firmen planen, ihren Angestellten sogar ein kostenloses Frühstück anzubieten.
CoolBiz als Vorbild
Dieselbe Kampagne soll Ende Januar 2019 wiederholt werden. Die Regierung hofft, dass sich Jisa Biz dereinst über die definierten Zeiträume hinaus durchsetzen wird. Erfolgreich werden diese Massnahmen jedoch nur sein, wenn die Angestellten, die früher mit der Arbeit beginnen auch tatsächlich früher Feierabend haben. In einem Land, in dem Überstunden zur Normalität gehören, ist dies keine einfache Aufgabe. Und so hat Gouverneurin Yuriko Koike auch den Überstunden den Kampf angesagt. Die entsprechende Kampagne nennt sich Yūkatsu, «die Abendaktivität» (Asienspiegel berichtete).
Denn wenn immer sich in Japans eingespieltem Wirtschaftsleben etwas Grundlegendes verändern muss, dann wird dies von oben verordnet. So verhielt es sich auch bei der CoolBiz-Kampagne, als die Büroarbeiter als Energiesparmassnahme in den heissen Sommermonaten plötzlich krawattenlos, kurzärmlig und mit offenen Kragen zur Arbeit gehen durften. 2005 wurde CoolBiz eingeführt. Heute ist der sommerliche Dresscode Normalität. Übrigens stammte diese Idee ebenfalls von Yuriko Koike, die damals als Umweltministerin für Premier Junichiro Koizumi tätig war.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken