Die Türme von Kure
Das kleine Fischerdorf Kure (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Stadt bei Hiroshima) in der Präfektur Kochi auf der kleinsten Hauptinsel Shikoku ist bekannt für seine reichen Fischgründe. Die Fischsorte Bonito, Katsuo auf Japanisch, ist hier die Spezialität. Der über 100-jährige Fischmarkt steht im Zentrum dieses Dorfes (Asienspiegel berichtete). Neben der Fischerei hat Kure aber auch noch eine andere, ziemlich ungewöhnliche Sehenswürdigkeit zu bieten.
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Es sind zwei identische riesige Stahltürme, die im Fall eines Tsunami als lebensrettende Evakuierungsorte dienen. Der höchste Punkt des Turms befindet sich auf 20 Metern über Meer. Auf den oberen beiden geschützten Stockwerken hätten jeweils bis zu 400 Personen Platz. Im Turm befinden sich Toiletten und Lebensmittelvorräte. Solarzellen sorgen für den Strom. Auf dem obersten Deck können zudem Hubschrauber landen. Die dicken Stahlsäulen reichen meterweit in die Erde, so dass die Türme Erdbeben und Überschwemmungen standhalten können. Eine Rampe, die sich elegant um den Turm windet, sorgt dafür, dass auch ältere Personen und Menschen im Rollstuhl hochkommen. In der Mitte befindet sich zudem ein Aufzug. Die Rampe eines Turmes führt sogar fast bis zu einer Hauptstrasse in der Nähe des Marktes, um eine zügige Evakuierung zu ermöglichen.
In sicheren Zeiten dienen die Bauwerke als imposante Aussichtstürme, die allen offen stehen. Speziell an diesen Türmen ist, dass hierbei Funktionalität mit Ästhetik verbunden wurde. Die spektakuläre Bauweise soll dafür sorgen, dass die Bewohner die Rettungstürme im Alltag wahrnehmen, schätzen und im Notfall auch wirklich nutzen. 2016 wurden sie sogar mit dem Good Design Award ausgezeichnet.
Schutz und gutes Design
2014 wurden die Türme gebaut, als eine direkte Folge der tragischen Tsunami-Erfahrungen 2011 im Nordosten des Landes. Die Präfektur Kochi gilt als besonders exponiert. Ein Erdbeben entlang des Nankai-Grabens im Pazifik könnte besonders gravierende Folgen haben (Asienspiegel berichtete). Immer wieder hat die Erde hier gebebt. In Kure findet man im Küstengebiet Schilder, die die Höhe der Tsunami-Wellen von 1854 angeben. Damals wurde das Dorf von einer 7,7 Meter hohen Welle getroffen.
Das Dorf ist aus diesem Grund nicht direkt auf Meeresniveau, sondern rund 7 Meter erhöht gebaut. Nicht nur in Kure, sondern an der gesamten Küsten der Präfektur Kochi trifft man auf solche Evakuierungstürme. Sie bieten letztendlich einen effizienteren Schutz als Mauern, die den Wellen in vielen Fällen nicht gewachsen sind.
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