Im Land der Geisterhäuser

In Japan zieht kaum jemand in ein altes Haus. Viel lieber baut man sich ein eigenes Familienhaus in einem neu erschlossenen modernen Wohngebiet. Dabei hätte Japan genügend leerstehende Häuser und Wohnungen. Falsche Steueranreize kombiniert mit dem rasanten Bevölkerungsrückgang haben Japan so zu einem Land der Geisterhäuser werden lassen (Asienspiegel berichtete). Zurzeit werden 8,2 Millionen Häuser im Inselstaat nicht benutzt. Das sind 13,5 Prozent aller Häuser. Geht diese Entwicklung so weiter, werden bis 2033 unglaubliche 21,6 Millionen Häuser leer stehen (Asienspiegel berichtete).
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Es ist zugleich ein ungenutzter Schatz. So geht die Tourismusbehörde davon aus, dass rund 1,57 Millionen Häuser vor dem Jahr 1951 gebaut wurden, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Manche davon stammen sogar noch aus der Meiji-Zeit (1868 bis 1912). Es sind Häuser, die eigentlich einen besonderen historischen wie auch touristischen Wert besitzen. Viele davon könnte man beispielsweise zu Herbergen, Restaurants oder kleinen Museen umbauen. Städte wie Kyoto und Kanazawa, wo zahlreiche historischen Machiya-Stadthäuser touristisch genutzt wurden, machen es bereits erfolgreich vor. Ausserdem tragen solche restaurierte historische Bauten wesentlich zur Verschönerung des Stadtbildes bei.
Die japanische Regierung hat das Potential nun erkannt. Sie will vermehrt lokale Crowdfunding-Initiativen unterstützen, die sich für die Restaurierung solcher Häuser einsetzen. Ein entsprechender Rat wird sich um die Auswahl kümmern. Ein erstes solches Testprojekt ist ein altes Haus aus dem 19. Jahrhundert in der Präfektur Hyogo. Mit öffentlichen Spenden will man dieses Haus wieder auf Vordermann bringen.
Abriss Die kompakten Städte
Das Problem der leerstehenden Häuser ohne besonderen Wert wird man damit natürlich nicht lösen können. Hierzu arbeitet die Politik neue Gesetze aus, die es den Behörden erleichtern sollen, lange Zeit ungenutzte Häuser abreissen zu dürfen, um so eine Neunutzung des Grundstücks zu ermöglichen. Ausserdem will man den Verkauf von Häusern, die schon einmal bewohnt waren, fördern. Eine weitere Priorität in diesem Zusammenhang hat die Erschaffung kompakter verkleinerter Städte (Asienspiegel berichtete).

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