Mann & Frau: Ungleiche Chancen in Japans Arbeitswelt
In Japan sind gemäss Arbeitsministerium 70,8 Prozent der Mütter beruflich tätig. Zum ersten Mal überhaupt wurde die Schwelle von 70 Prozent überstiegen, wie Jiji News berichtet. Die Tendenz ist steigend. Für Japan ist diese Entwicklung eine dringende Notwendigkeit. Die Überalterung der Gesellschaft und die anhaltend tiefe Geburtenrate hat bereits zu einem akuten Angestelltenmangel in vielen Branchen geführt. Japan braucht dringend mehr Arbeitskräfte (Asienspiegel berichtete).
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Ein genauer Blick in die Statistik der arbeitenden Mütter zeigt zugleich aber, wie weit Japan von einer gleichberechtigten Arbeitswelt entfernt ist. Demnach stehen nur 24,7 Prozent in einem regulären Arbeitsverhältnis. Ganze 37 Prozent arbeiten Teilzeit zu oft tiefen Stundenlöhnen. Weitere 9,1 Prozent sind in einer anderen Funktion tätig. 29,2 Prozent sind ohne Beruf.
Denn noch immer dominiert in der japanischen Konzernwelt die Erwartung, dass eine Frau nach ihrer Schwangerschaft nicht wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren oder das Anstellungsverhältnis zu ihren Ungunsten anpassen sollte. Hält sie sich nicht daran, dann kann Matahara (für Maternity Harassment) die Folge sein. Mit diesem Wort wird in Japan Mobbing oder die Diskriminierung von werdenden Müttern am Arbeitsort umschrieben (Asienspiegel berichtete).
Frauen systematisch benachteiligt
Wie verbreitet die traditionellen Rollenbilder in Japan sind, zeigt sich exemplarisch im Verhalten der Leitung der Medizinischen Universität von Tokio, wie die Tokyo Shimbun berichtete. Diese hat seit 2010 systematisch und heimlich die Resultate der Eintrittsprüfungen von Frauen abgewertet, um den Männeranteil an der Hochschule bei 70 Prozent zu halten. In diesem Jahr waren es sogar 80 Prozent männliche Studenten, die die Aufnahme geschafft hatten. Der Fall kam vor einigen Tagen im Rahmen eines Korruptionsskandals an der Universität ans Licht.
Die Universitätsleitung begründete das Vorgehen damit, dass Absolventinnen den medizinischen Beruf nach der Hochzeit und dem ersten Kind ohnehin aufgeben würden. Nur mit genug männlichen Studierenden könne ein akuter Ärztemangel verhindert werden. Ausserdem wurde auch angetönt, dass Frauen zu schwach für diesen Beruf seien.
Ein weitreichender Diskriminierungsfall
Der Skandal zeigt, dass bei der Bewertung von Eintrittsprüfungen nicht alleine die Leistungen zählen, sondern auch das Geschlecht der geprüften Person offenbar eine Rolle spielen kann. Die Empörung ist entsprechend gross. Es hält sich der Verdacht, dass dies kein Einzelfall ist. Das Bildungsministerium hat daher alle medizinischen Hochschulen angeordnet, die Daten zu ihren Eintrittsprüfungen offenzulegen, wie die Asahi Shimbun berichtet.
Der Diskriminierungsfall hat zudem klar gemacht, dass mehr Kindertagesstätten, flexiblere Arbeitsmodelle und strengere Gleichberechtigungsgesetze wenig Wirkung zeigen, solange sich klassische gesellschaftliche Wertvorstellungen und Vorurteile hartnäckig halten (Asienspiegel berichtete).
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