Eine gute Nachricht für Japans Tattoo-Branche
Der Tattoo-Künstler Taiki Masuda wurde 2015 mit einer Geldstrafe belegt, weil er drei Frauen tätowierte ohne eine medizinische Ausbildung zu haben. Masuda ging vor Gericht, mit der Begründung, dass es sich dabei um eine Kunstform handle und nicht um einen medizinischen Akt. Es sei zudem Teil der traditionellen japanischen Kultur. Das Bezirksgericht von Osaka konnte er mit dieser Argumentation nicht überzeugen. 2017 sprach es eine Geldstrafe in der Höhe von 150‘000 Yen aus. Das Tätowieren beinhalte gesundheitliche Risiken und könne Hautprobleme verursachen. Als Tätowierer sollte man daher eine medizinische Ausbildung haben, so das Urteil.
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Taiki Masuda ging in Berufung — und bekam nun Recht. Das Obergericht von Osaka hat ihn letzte Woche freigesprochen, wie die Mainichi Shimbun berichtete. Beim Tätowieren gehe es vornehmlich um Ästhetik und Design. Dadurch unterscheide es sich von einem medizinischen Akt und falle somit nicht unter das Medizinrecht. Das Gericht betonte aber zugleich, dass es in dieser Branche wegen möglicher Gesundheitsgefahren klare Regeln und Verfahren sowie eine freiwillige Selbstkontrolle notwendig seien.
Für die Tattoo-Branche in Japan ist dies ein Befreiungsschlag. Seit einigen Jahren kämpfte sie gegen eine Welle der Repression. Insbesondere in Osaka, einer Hochburg der Yakuza, wird die modische Tattoo-Kultur von Politikern öffentlich bekämpft (Asienspiegel berichtete). Die Behörden der Metropole gingen dabei auch gegen die Tattoo-Künstler selber vor, indem sie auf eine vom Gesundheitsministerium erlassene Verordnung von 2001 zurückgriffen, die besagte, dass das Tätowieren eine medizinische Handlung sei, die eine entsprechende Ausbildung benötige. Das Problem ist jedoch, dass der Staat gar keine entsprechende Lizenz ausstellt. Dies zwang den Beruf in eine rechtliche Grauzone. Das jüngste Urteil des Obersten Gerichts von Osaka hat nun für Klärung gesorgt.
Weltbekannt und trotzdem geächtet
Die japanische Tattoo-Kultur hat es zu weltweiter Berühmtheit gebracht. Trotzdem wird sie im Inselstaat selber noch immer von einem Grossteil der Gesellschaft geächtet. Das hat mit der belasteten Geschichte dieser Kunstform zu tun. In der Edo-Zeit (1603 bis 1868) wurden Tattoos benutzt, um Kriminelle zu kennzeichnen. Mit dem Beginn der Meiji-Zeit (1868 bis 1912) sah man zwar von dieser Form der Strafe ab, gleichzeitig wurde ab 1872 ein Tattoo-Verbot erlassen. Trotz dieser Einschränkung entwickelte sich im Untergrund eine lebendige Tattoo-Kultur. Erst 1948, drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Tätowierungsverbot aufgehoben.
Es blieb jedoch eine Kunstform in der Grauzone, da nie wirklich offizielle Regulierungen für die Branche erlassen wurden. Ausserdem wurden die Ganzkörper-Tattoos zum Symbol der japanischen Mafia, der Yakuza. Entsprechend verpönt ist das Tragen einer Körperbemalung geblieben. Bis heute gilt in vielen Badehäusern ein generelles Verbot für Tätowierte (Asienspiegel berichtete). Doch seit die Modewelt die Tattoos für sich entdeckt hat, sind auch viele jungen Japaner auf diesen Trend aufgesprungen. In den letzten Jahren sind zahlreiche Tattoo-Studios eröffnet worden, die nichts mit der Yakuza am Hut haben. Und auch die Onsen-Welt zeigt sich zunehmend offener gegenüber Menschen mit Tattoos (Asienspiegel berichtete).
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