Eine missglückte Anime-Werbung
Japan erlebt gerade goldene Zeiten im Tennis. Noch nie hatte das Land mit Kei Nishikori und Naomi Osaka zwei derart gute Profispieler. Naomi Osaka ist seit ihrem US-Open-Sieg ein Star in Japan. Ihre sympathische, humorvolle und zugleich bescheidene Art kommt an. Regelmässig sieht man sie im Fernsehen. Ihre Akzeptanz in Japan – Osaka ist dunkelhäutig, haitianisch-japanischer Herkunft, mehrheitlich in den USA aufgewachsen und im Besitz des japanischen wie auch amerikanischen Passes (Asienspiegel berichtete) – ist auch ein Symbol dafür, dass sich die vornehmlich monoethnische japanische Gesellschaft öffnet (Asienspiegel berichtete). Mit ihren Glanzleistungen am jetzigen Australian Open beweist sie zudem ein weiteres Mal, dass ihr erster Grand-Slam-Sieg im vergangenen Herbst kein Zufall war.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Gefördert wurde die Ausnahmekönnerin ganz besonders von Nissin (Asienspiegel berichtete). Der grosse japanische Nudelhersteller nahm sie früh unter Vertrag. Gemeinsam mit Nishikori ist sie seither in verschiedenen Nissin-Werbungen präsent (siehe Video ganz unten). Das Unternehmen ist insbesondere bekannt für seine gelungenen animierten Beiträge (Asienspiegel berichtete). Auch mit Osaka und Nishikori wurde nun eine Anime-Werbung umgesetzt (siehe unten). Hierfür wurde eigens Takeshi Konomi engagiert, der mit der Manga- und Anime-Serie «The Prince of Tennis» (jp. Tenisu no ōjisama) in den Nullerjahren einen Erfolg landete. Doch für einmal ging der Schuss nach hinten los.
Naomi Osaka als weisse Anime-Figur
So hat die im Anime dargestellte Naomi Osaka äusserlich nicht viel mit der echten Tennisspielerin zu tun. In der Werbung hat sie eine weisse Hautfarbe, ihr Haarstil ist ein völlig anderer als in der Realität. In den sozialen Medien folgten zahlreiche kritische Kommentare. Selbst die New York Times thematisierte diesen Umstand. In den USA verwendet man in solchen Fällen den Begriff «Whitewashing», wenn die Hautfarbe einer dunkelhäutigen Person in einem Foto für kommerzielle Zwecke aufgehellt wird.
Nissin hat sich umgehend dafür entschuldigt, dass man Verwirrung und Unbehagen ausgelöst habe. Man sei nicht sensibel genug gewesen gegenüber dem Thema der Multikulturalität. Man habe aber nie die Absicht gehabt, «Whitewashing» zu betreiben. Man wollte einfach den Stil des «The Prince of Tennis»-Anime wiedergeben. Das Unternehmen betont zudem, dass man mit den Vertretern von Osaka in Kontakt gewesen sein. Die Werbung wurde inzwischen vom offiziellen Youtube-Kanal entfernt. Eine weitere Veröffentlichung in anderen Kanälen wurde ebenfalls gestoppt, wie J-Cast News berichtet.
Update, 26. Januar 2019
Naomi Osaka hat laut Biglobe News locker auf die Angelegenheit reagiert. Der Fall beschäftige sie nicht wirklich. Nissin habe sich entschuldigt. Es sei offensichtlich, dass sie eine andere Hautfarbe habe. Sie wünsche sich einfach, dass man sie beim nächsten Mal besser in ein solches Projekt involviere.
Quelle Update: Biglobe News
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken