Ein Maskottchen in finanzieller Not
Von Kyoto dauert die Zugfahrt nach Hikone am Biwa-See gerade mal 50 Minuten. In der Stadt steht eine der 12 japanischen Burgen, die noch im Originalzustand erhalten geblieben sind (Asienspiegel berichtete). In der Edo-Zeit war sie der Stützpunkt der Fürstenfamilie Ii. Diese liess am Fusse des Burghügels einen der schönsten Landschaftsgärten erbauen, der insbesondere im Spätherbst zahlreiche Besucher anlockt (Asienspiegel berichtete).
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Doch es sind nicht diese Kulturschätze, die Hikone in den vergangenen Jahren bekannt gemacht haben. Vielmehr ist es das Maskottchen Hikonyan, eine weisse Katze mit einem Samurai-Helm der Familie Ii. Erschaffen wurde dieses niedliche Aushängeschild 2006 zur Feier des 400-jährigen Bestehens der Hikone-Burg. Hikonyan wurde zu einem Star und zu einem Wirtschaftsmotor für die Stadt – und das ist selbst 13 Jahre nach seiner Erschaffung so geblieben. Der Verkauf von Hikonyan-Merchandise spült jährlich 750 Millionen Yen in die Kassen, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. Eine Umfrage ergab sogar, dass jeder fünfte Besucher auch wegen Hikonyan einen Halt in Hikone einlegt.
Nun aber droht dem berühmtesten «Beamten» von Hikone ein «Lohnausfall». Denn das Lokalparlament der Stadt hat Ende März das Budget für das Geschäftsjahr 2019 abgelehnt. Stattdessen tritt ab April ein provisorisches Budget in Kraft bis eine neue Lösung gefunden wird. Als Konsequenz fehlt nun das Geld für die Organisation, die mit dem drei Mal täglichen Auftritt des Maskottchen bei der Burg beauftragt wurde. Doch selbst für den Bürgermeister Tsutomu Okubo ist eine Stadt ohne Hikonyan unvorstellbar. Man arbeite nun an einer Lösung mit den Beamten, sagte er den Medien. In Japan sind solche Angelegenheiten Chefsache.
Der noch berühmtere Kumamon
Hikonyan war 2006 der Vorreiter eines Trends, der nur wenige Jahre später das ganze Land erfassen sollte. Heute besitzt jede Präfektur, Stadt, jedes Dorf, jede Organisation, jedes Unternehmen eine Figur, mit der man sich von der süssen Seite präsentiert. Yuru-Kyara (od. Yuru-Chara) nennen sich diese Figuren auf Japanisch. Seit 2010 gibt es sogar den Yuru-Kyara Grand Prix (Asienspiegel berichtete), bei dem per Online-Abstimmung das beliebteste Maskottchen gekürt wird.
Hikonyan machte gleich im ersten Jahr das Rennen. Doch nur ein Jahr später gewann mit Kumamon aus Kumamoto das Maskottchen, das bis heute alle anderen überstrahlt. Mit Waren, die Kumamon als Werbefigur verwenden, werden heute über jährlich über 100 Milliarden Yen generiert (Asienspiegel berichtete).
Standort der Hikone-Burg
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