«Kyoto-banare»: Auf Kyoto verzichten
Kyoto lässt kaum ein Tourist aus. Die alte Kaiserstadt mit ihren 1600 Tempelanlagen hat so viel zu bieten wie kaum ein anderer Ort in Japan. Über 50 Millionen Besucher, darunter zahlreiche Tagestouristen, zählt Kyoto jährlich (Asienspiegel berichtete). Dieser anhaltende Boom sorgt unweigerlich dafür, dass es eng wird in den Strassen und bei den Sehenswürdigkeiten. So eng, dass man inzwischen geneigt ist, sich die Frage zu stellen, ob man Kyoto doch nicht lieber auslassen sollte?
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Zumindest die Japaner scheinen inzwischen eine Antwort darauf gefunden haben. Immer mehr machen einen grossen Bogen um Kyoto, wie eine Analyse des Kyoto Convention Bureau ergeben hat. Die Organisation hat bei 52 grösseren Hotels der Stadt, die mit 11’234 Zimmern rund 40 Prozent sämtlicher Hotelkapazitäten abdecken, nachgefragt. Demnach ist die Zahl der übernachtenden Japaner 2018 um satte 9,4 Prozent auf 2,062 Millionen gesunken. Seit 2015 hält dieser Negativtrend nun an. Insgesamt aber hat Kyoto im letzten Jahr zugelegt, dank der ausländischen Touristen. Denn diese haben mit 1,229 Millionen Hotelgästen (+5,3% im Vergleich zum Vorjahr) einen neuen Rekord aufgestellt. In den Monaten April und Juli stellten sie sogar über die Hälfte der Touristen.
Der Rückgang der japanischen Gäste in Kyoto hat sich jedoch zu einem langfristigen Trend entwickelt. Der Grund ist offensichtlich schnell gefunden, wie die Kyoto Shimbun berichtet. Es hat schlichtweg zu viele Leute in der Stadt. Der öffentliche Verkehr ist überlastet. Bei den grossen Sehenswürdigkeiten ist es hoffnungslos überfüllt. Ausserdem leidet die Stadt unter dem Ruf zu teurer und ständig ausgelasteter Hotels. Und so halten sich immer mehr japanische Touristen von Kyoto fern. Von Kyoto-banare ist in diesem Zusammenhang auf Japanisch die Rede.
Die Suche nach der Balance
Für Kyoto sind dies keine guten Nachrichten. Denn es ist auch im Interesse der Stadt, die Balance zwischen ausländischen und japanischen Gästen möglichst ausgeglichen zu halten. Erfahrungsgemäss kann der Rückgang bei ausländischen Touristen abrupt erfolgen, insbesondere nach politischen Streitigkeiten, wie zum Beispiel mit China, oder unmittelbar nach Naturkatastrophen. Kyoto bemüht sich daher nun, die Touristenströme besser zu verteilen. Denn es gibt durchaus auch Orte, in denen es wesentlich ruhiger ist. Ausserdem ist das Image der ständig ausgelasteten Hotels nicht mehr ganz akkurat. Die Hotelkapazitäten wurden in den letzten zwei Jahren stark ausgebaut. Es ist heute wieder einfacher, ein Zimmer zu finden.
Zuletzt gibt es noch die Alternative, in der pulsierende Nachbarmetropole Osaka, der schönen Hafenstadt Kobe oder in der ältesten ehemaligen Hauptstadt Nara zu übernachten. Nach Kyoto ist es ein kurzer Weg mit der Bahn (Asienspiegel berichtete).
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