Der totale Rückzug: Japans Schicht der Hikikomori
Sie gehen keiner Arbeit nach, ziehen sich in ihr Zimmer zurück, meiden jeglichen sozialen Kontakt und verlassen die eigenen vier Wände nur, wenn es absolut notwendig ist. Die Eltern sind gezwungen, sie finanziell durchzubringen. In Japan spricht man von Hikikomori. Dieses gesellschaftliche Phänomen ist weltweit so bekannt, dass das Wort vor einigen Jahren sogar in den Oxford English Dictionary aufgenommen wurde (Asienspiegel berichtete).
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Die meisten Hikikomori können oder wollen die klassischen Erwartungen, die die Gesellschaft an sie hat, nicht erfüllen. Sie sind vom ständigen Druck überfordert. Die Ursachen sind vielfältig: Eine vergebliche Stellensuche, eine allgemeine Verunsicherung oder Angst, ein fehlendes gesellschaftliches und berufliches Auffangnetz im japanischen System, aber auch Missbrauch oder Schikanierung im Schulalter oder am Arbeitsplatz. Auffallend ist, dass wesentlich mehr Männer als Frauen von diesem Phänomen betroffen sind.
Für immer Hikikomori
2015 zeigte eine Studie der Regierung, dass es 541’000 Hikikomori zwischen 15 und 39 Jahren gab (Asienspiegel berichtete). Bei den meisten begann es in der Schul- oder Studienzeit. Nur wenige hatten jemals eine Festanstellung.
Das war aber nicht das vollständige Bild. Denn viele der betroffenen Personen kommen gar nie aus diesem Teufelskreis dieses totalen sozialen Rückzugs heraus. Aus diesem Grund hat die Regierung erstmals versucht, die Hikikomori zwischen 40 und 64 Jahren zu erfassen. Demnach sind schätzungsweise 613’000 Personen in dieser Alterskategorie von diesem Phänomen betroffen, wie Yahoo News berichtet. 17 Prozent führen dieses zurückgezogene Leben schon seit mehr als 10 Jahren. 6,4 Prozent sogar schon mehr als 30 Jahre. Zumeist ist ein berufliches Problem die Ursache.
Eine tickende Zeitbombe
Für die japanische Gesellschaft ist dies eine soziale und wirtschaftliche Zeitbombe. Denn die Hikikomori leben gewöhnlich vom Lohn oder der Pension der Eltern. Sind die Eltern einmal gestorben, dann ist auch die letzte finanzielle Sicherheit verschwunden.
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