Der tota­le Rück­zug: Japans Schicht der Hikikomori

Wenn die Welt nur noch ein Zim­mer ist.
Wenn die Welt nur noch ein Zim­mer ist. Foto: flickr CC /​spins­ter cardigan

Sie gehen kei­ner Arbeit nach, zie­hen sich in ihr Zim­mer zurück, mei­den jeg­li­chen sozia­len Kon­takt und ver­las­sen die eige­nen vier Wän­de nur, wenn es abso­lut not­wen­dig ist. Die Eltern sind gezwun­gen, sie finan­zi­ell durch­zu­brin­gen. In Japan spricht man von Hiki­ko­m­ori. Die­ses gesell­schaft­li­che Phä­no­men ist welt­weit so bekannt, dass das Wort vor eini­gen Jah­ren sogar in den Oxford English Dic­tiona­ry auf­ge­nom­men wur­de (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

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Die meis­ten Hiki­ko­m­ori kön­nen oder wol­len die klas­si­schen Erwar­tun­gen, die die Gesell­schaft an sie hat, nicht erfül­len. Sie sind vom stän­di­gen Druck über­for­dert. Die Ursa­chen sind viel­fäl­tig: Eine ver­geb­li­che Stel­len­su­che, eine all­ge­mei­ne Ver­un­si­che­rung oder Angst, ein feh­len­des gesell­schaft­li­ches und beruf­li­ches Auf­fang­netz im japa­ni­schen Sys­tem, aber auch Miss­brauch oder Schi­ka­nie­rung im Schul­al­ter oder am Arbeits­platz. Auf­fal­lend ist, dass wesent­lich mehr Män­ner als Frau­en von die­sem Phä­no­men betrof­fen sind. 

Für immer Hikikomori

2015 zeig­te eine Stu­die der Regie­rung, dass es 541’000 Hiki­ko­m­ori zwi­schen 15 und 39 Jah­ren gab (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Bei den meis­ten begann es in der Schul- oder Stu­di­en­zeit. Nur weni­ge hat­ten jemals eine Festanstellung. 

Das war aber nicht das voll­stän­di­ge Bild. Denn vie­le der betrof­fe­nen Per­so­nen kom­men gar nie aus die­sem Teu­fels­kreis die­ses tota­len sozia­len Rück­zugs her­aus. Aus die­sem Grund hat die Regie­rung erst­mals ver­sucht, die Hiki­ko­m­ori zwi­schen 40 und 64 Jah­ren zu erfas­sen. Dem­nach sind schät­zungs­wei­se 613’000 Per­so­nen in die­ser Alters­ka­te­go­rie von die­sem Phä­no­men betrof­fen, wie Yahoo News berich­tet. 17 Pro­zent füh­ren die­ses zurück­ge­zo­ge­ne Leben schon seit mehr als 10 Jah­ren. 6,4 Pro­zent sogar schon mehr als 30 Jah­re. Zumeist ist ein beruf­li­ches Pro­blem die Ursache. 

Eine ticken­de Zeitbombe

Für die japa­ni­sche Gesell­schaft ist dies eine sozia­le und wirt­schaft­li­che Zeit­bom­be. Denn die Hiki­ko­m­ori leben gewöhn­lich vom Lohn oder der Pen­si­on der Eltern. Sind die Eltern ein­mal gestor­ben, dann ist auch die letz­te finan­zi­el­le Sicher­heit verschwunden.

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