E-Money im Land des Bargeldes
Eigentlich war Japan dazu prädestiniert, eine Vorreiterrolle in der Cashless-Revolution einzunehmen. Im Inselstaat wurde der QR-Code entwickelt und schon 1994 lanciert. 2002 folgte die Erfindung des marktreifen NFC-Chips, an dem Sony massgeblich beteiligt war. Diese beiden Technologien bilden heute eine Grundlage für die bargeldlosen Transaktionen via Smartphone. Entsprechend früh standen die Möglichkeiten der mobilen E-Money-Zahlung in Japan zur Verfügung – und dennoch ist das Land eine Bargeld-Nation geblieben. Nachbar China hat derweil in nur wenigen Jahren auf Cashless umgestellt. In Südkorea liegt die Rate der bargeldlosen Bezahlungen ebenfalls bei hohen 90 Prozent. In Japan stagniert diese Rate bei rund 20 Prozent. Ja, nicht einmal Kreditkarten werden in vielen Läden oder Restaurants akzeptiert.
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Die Gründe für die Liebe zum Bargeld
Für dieses Phänomen gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze. Einerseits ist Japan ein Land mit einer überalterten Bevölkerung. 28 Prozent sind über 65 Jahre alt (Asienspiegel berichtete). Da ist es schon grundsätzlich schwierig, alter Gewohnheiten zu ändern. Es gibt aber auch andere Gründe. Die Bankenkrise in den 1990ern trug dazu bei, dass bis heute viele ihr Geld lieber zuhause aufbewahren. Hinzu kommen die hohen Gebühren der Finanzinstitute. Dies führt dazu, dass besonders kleinere Geschäfte sich schon gar nicht mit Kreditkarten- oder E-Money-Lösungen befassen möchten. Transaktionen mit Noten und Münzen sind zudem weniger transparent für die Steuerbehörden. Diese Tatsache machen sich nicht wenige Läden und Restaurants zunutze. Zuletzt ist es auch so, dass Japan ein ausgesprochen sicheres Land ist. Selbst verlorenes Bargeld wird hier überdurchschnittlich viel der Polizei übergeben (Asienspiegel berichtete).
Das E-Money-Chaos
Die Regierung versucht dies nun zu ändern. Bis 2025 hofft sie laut Forbes Japan, den Anteil der Cashless-Bezahlungen auf immerhin 40 Prozent zu erhöhen. Die Einführung von E-Money-Lösungen wird seit kurzem aktiv vom Wirtschaftsministerium vorangetrieben. Es tut sich etwas. In der E-Money-Branche herrscht Aufbruchsstimmung, die Zahl der Anbieter hat sich vervielfacht. Suica, Rakuten Pay, PayPay, Line Pay, Nanaco, SUICA, Waon, Pasmo, ICOCA, AU Pay, QUICPay, Origami Pay, iD oder auch ApplePay sind nur einige Beispiele. Selbst die Minimärkte wollen in diesem Zukunftsgeschäft dabei sein. 7 Pay, die E-Money-Lösung von Seven Eleven, scheiterte jedoch nach wenigen Wochen an der mangelnden Sicherheit. Dieses Überangebot führt dazu, dass nicht alle Geschäfte dieselben Zahlungslösungen akzeptieren. Das ist für die Kunden mühsam. Noch wird es eine Weile dauern, bis die Lage übersichtlicher wird.
Die momentan beste Lösung für Japan-Reisende
Der ausländische Tourist muss sich derweil nicht viel Gedanken machen. Denn ein Grossteil des Angebots steht zurzeit nur Japanern zur Verfügung. Das aktuell beste japanische E-Money-Zahlungsmittel, das auch ausländischen Besuchern offen steht, ist meiner Meinung nach die englischsprachige SUICA-App von JR East, die kontaktlose Bahnfahrkarte und E-Portemonnaie in einem ist, in zahlreichen Geschäften, Restaurants, Bussen und Taxis problemlos akzeptiert wird und sich einfach mit Apple Pay aufladen lässt (Asienspiegel berichtete). Alle anderen E-Zahlungsmittel, die ich getestet habe, sind leider noch immer zu fehleranfällig. Hier gibt es noch eine allgemeine Übersicht mit Bezahl-Tipps für Japan-Reisende.
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