«Jingisukan»: Japans BBQ-Speise mit dem speziellen Namen
In Japan nennt sich Barbecue Yakiniku. Bei diesem Gericht wird klein geschnittenes, mariniertes Fleisch auf einem Tischgrill zubereitet. Weil Yakiniku ursprünglich aus Korea stammt, spricht man auf Englisch gerne von «Korean Barbecue». In Japan gibt es aber auch noch eine Alternative zu diesem Klassiker. Jingisukan nennt sich das Gericht, das insbesondere auf der Nordinsel Hokkaido gegessen wird und vielen ausländischen Touristen eher weniger bekannt ist.
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Der Name ist nichts anderes als die japanische Aussprache für den legendären Mongolenführer Dschingis Khan (wobei heute zwecks Unterscheidung das Essen mit einem «ji» und die historische Figur mit einem «chi» am Anfang geschrieben wird). Gegessen wird bei Jingisukan viel Lammfleisch in Kombination mit Gemüse wie Soja und Kohl, das alles auf einem helmförmigen Tischgrill gebraten wird (siehe Foto). Die damalige Vorstellung in Japan, dass die Mongolen viel Lammfleisch essen, gab der Speise den Namen, wobei es für die Ursprünge der Namensgebung noch andere Thesen gibt. Faktisch hat Jingisukan aber nichts mit der Mongolei zu tun. All dies hat dazu geführt, dass so mancher Japaner heute viel eher an Essen als an eine historische Person denkt, wenn er «Dschingis Khan» hört.
Übrigens ist Lammfleisch in Japan nicht sehr weit verbreitet. Denn Schafe werden im Inselstaat im Gegensatz zu Rindern viel weniger gehalten. Einzig auf Hokkaido hat sich die vor über 100 Jahren eingeführte Schafzucht durchgesetzt – und somit auch Jingisukan, das heute soggar eine offiziell anerkannte Lokalspeise von Hokkaido ist. Erhältlich ist Jingisukan aber auch in anderen Regionen des Landes. Selbst in Tokio gibt es vorzügliche Restaurants, die dieses Essen anbieten (Asienspiegel berichtete).
Die Kritik am Namen
Der Name dieser beliebten Speise gerät nun aber in die Kritik. Im Magazin Newsweek Japan schreibt der aus der Inneren Mongolei stammende Kolumnist Yang Haiying, Professor an der Universität Shizuoka, dass Dschingis Khan für die Mongolen eine zentrale historische Figur ihrer Geschichte sei, vergleichbar mit dem Kaiserhaus in Japan. Der Mongolenführer sei ein Held, dessen Name man nicht einfach zu einer Speise degradieren dürfe. Das sei in etwa so, als würde man Tennō-Yaki in der Mongolei essen.
Professor Yang zieht hierbei eine Parallele mit dem Skandal um Kim Kardashians Plan, ihrer Modelinie den Namen «Kimono Solutionwear» zu geben. In Japan sorgte dies für erhitzte Gemüter. Immerhin ist der Kimono eine traditionelle Kleidung, die zugleich ein japanisches Kulturgut ist. Erst nach einer Protestwelle aus Japan, bei der sich auch der Bürgermeister von Kyoto mit eine öffentlichen Brief einschaltete, zog Kardashian ihren Plan zurück. Professor Yang lobt diesen Einsatz der Japaner für ihre Kultur. Doch genau diese Menschen müssten nun aber auch für eine Änderung des BBQ-Namens Jingisukan einstehen. Alles andere sei eine Doppelmoral.
Der «Türkische Reis»
Jingisukan ist übrigens nicht die einzige Speise, die einen ungewöhnlichen Namen trägt. In Nagasaki gibt es ein Essen, dass sich «Toruko Raisu», «Türkischer Reis» nennt. Mit dem türkischen Essen hat dieses Lokalgericht jedoch nichts zu tun (Asienspiegel berichtete).
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