House of Light: Eine Nacht in einem Kunstwerk
REISENOTIZEN – Ich bin zurzeit unterwegs in Japan. In der neuen Serie «Reisenotizen» teile ich meine täglichen Reiseerlebnisse und Beobachtungen.
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Am frühen Abend komme ich im House of Light an. Es ist eine 15-minütige Autofahrt vom Bahnhof Tokamachi bis auf diese schneebedeckte abgelegene Anhöhe. Das Gebäude wurde von James Turrell im Jahr 2000 entworfen. Der renommierte Künstler liess sich dabei vom Essay «Lob des Schattens» (jp. «Inei Raisan») von Tanizaki Junichiro leiten. Der japanische Schriftsteller beschrieb darin die Bedeutung von Licht und Schatten in der Ästhetik der japanischen Architektur.
Turrell erschuf aus dieser Inspiration ein Holzgebäude mit klassischen japanischen Stilelementen wie Tatami-Böden und Shoji-Schiebetüren. Eine überdachte Terrasse umspannt das gesamte Gebäude. Sie erlaubt eine Aussicht auf das Tal und die Berge. Das Zentrum dieses besonderen Hauses ist derweil das Zimmer Outside-in, dessen Dach sich öffnen lässt, so dass durch ein offenes Quadrat in der Decke das Tageslicht ungehindert durchscheinen kann. Turrell beschreibt diese Installation als einen Sonnenschirm, den man öffnen und schliessen kann. Jeweils zum Sonnenaufgang und -untergang beginnt in diesem Raum ein Lichtspiel, das ganz die Handschrift des amerikanischen Künstlers trägt.
Dieses Kunstwerk kann man nicht nur besuchen, sondern man kann darin auch übernachten und so wortwörtlich in die Welt des House of Light eintauchen. Denn als Gast hat man das Recht, das Bad zu benutzen, das einzig mit farbigen Lichtleitkabeln im Becken ausgestattet ist und in der Dunkelheit der Nacht zu einem speziellen Erlebnis wird. In jedem Raum wird so auf ganz unterschiedliche Art und Weise das Zusammenspiel von Licht und Dunkelheit erfahrbar gemacht.
Ein Wahrzeichen des grössten Open-Air-Kunstfestivals
Das House of Light wurde im Jahr 2000 im Rahmen der ersten Ausgabe der Echigo-Tsumari Art Field Triennale erbaut. Alle drei Jahre findet seither dieses Kunstfestival statt, das sich auf über 200 Dörfer in der ländlichen Bergregion von Echigo-Tsumari verteilt. Hunderte Kunstinstallationen und -werke lassen sich dann in dieser malerischen Region entdecken. Rund 160 davon kann man das ganze Jahr über besuchen. Das House of Light ist dabei eines der grossen Wahrzeichen des Echigo-Tsumari Art Field. Mehr über dieses einzigartige Kunstprojekt, das selbst 19 Jahre nach seiner Gründung noch immer ein Geheimtipp ist, gibt es im morgigen Teil 3 zu lesen.
Mehr Orte abseits von Tokio und Kyoto gibt es in meinem neuen Buch «Jan in Japan – 60 Orte abseits von Tokio und Kyoto».
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