Japans Wort des Jahres 2019
Japan ist ein Land der «One-Hit-Wonders». Stars und Trends kommen und gehen. Wer heute gefragt ist, ist morgen schon wieder vergessen. Auch die japanische Sprache mag es abwechslungsreich. Neue Wörter und Ausdrücke finden hier so schnell Eingang in die Gesellschaft, dass man ständig in Sorge leben muss, etwas zu verpassen. Der Verlag Jiyukokuminsha ist zu einem Chronisten der modernen japanischen Alltagssprache geworden. Seit 1984 kürt er das Trendwort des Jahres. Jeweils Anfang Dezember wird das siegreiche Wort feierlich bekanntgegeben. Dabei lohnt es sich auch, einen Blick auf die Wörter zu werfen, die es ebenfalls in die engere Auswahl geschafft haben. Sie erlauben einen besonderen Rückblick auf das ablaufende Jahr.
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Der Gewinner
- ONE TEAM (Gewinner) – Das Wort des Jahres wird weder in Hiragana, Katakana noch in Kanji geschrieben, sondern ganz offiziell in lateinischen Grossbuchstaben. Den Begriff «ONE TEAM» zum ersten Mal verwendet hat Jamie Joseph, Trainer der japanischen Rugby-Nationalmannschaft. Damit umschrieb er die Einheit der Mannschaft unabhängig von der unterschiedlichen Herkunft der Spieler. So stammten 15 der 31 Spieler aus sieben verschiedenen Ländern. Das Konzept war erfolgreich. Japan qualifizierte sich an der heimischen Weltmeisterschaft zum ersten Mal für den Viertelfinal. «ONE TEAM» wurde zum geflügelten Wort. Der Erfolg löste einen Rugby-Boom in Japan aus.
Weitere Trendwörter von 2019
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Reiwa (令和) – Reiwa nennt sich die Äradevise unter dem neuen Kaiser Naruhito. Seit dem 1. Mai schreibt Japan das Jahr «Reiwa 1». Das Wort steht für «schöne Harmonie» und war bis zuletzt ein gut gehütetes Geheimnis. Am Tag der Entscheidung hatte die Regierung eine Shortlist von 6 Äranamen zusammen. Reiwa machte schliesslich das Rennen (Asienspiegel berichtete).
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Keikaku Unkyū (計画運休) – «Die planmässige Einstellung des Bahnverkehrs» hat sich zu einem allseits bekannten Wort entwickelt. Dabei gab es diesen Vorgang lange gar nicht. Es war 2014, als JR West zum ersten Mal den Bahnverkehr wegen eines herannahenden Taifuns planmässig einstellte. In der Hauptstadtregion entschied man sich im September 2018 zum ersten Mal für diese Massnahme. Dieses Jahr kam es durch den Taifun Nr. 15 und Nr. 19 gleich zu zwei Keikaku Unkyū (Asienspiegel berichtete).
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Tapiru (タピる) – Der Bubble Tea, bei dem Tapioca-Kügelchen beigefügt werden, ist ursprünglich eine Erfindung aus Taiwan (Asienspiegel berichtete). Doch auch in Japan ist das Getränk so beliebt, dass man sogar ein Verb für den Genuss des Tapioca-Tee erfunden hat: tapiru.
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#KuTOO – Mit diesem Begriff wird die Bewegung beschrieben, die ein Verbot der High-Heels-Pflicht am Arbeitsplatz fordert. «Ku» steht dabei für kutsu (dt. Schuhe) und kutsū (dt. Schmerz), «too» ist eine Anspielung auf die «MeToo»-Bewegung. Lanciert hat #KuToo die Japanerin Yumi Ishikawa mit einer medial viel beachteten Petition auf change.org (Asienspiegel berichtete).
- -pay (〇〇ペイ) – Japan ist bis heute vornehmlich eine Cash-Gesellschaft geblieben. Doch die E-Money-Lösungen sind seit diesem Jahr rasant auf dem Vormarsch. Das englische Wort pay hat sich zum Synonym für die E-Bezahlsysteme per Smartphone entwickelt. PayPay, RakutenPay, LinePay, OrigamiPay oder AUPay: Zahlreiche E-Money-Angebote tragen heute den Zusatz -pay. Noch herrscht in diesem jungen Markt ein chaotisches Überangebot. Für Touristen ist es einfacher. Das aktuell beste japanische E-Money-Zahlungsmittel, das auch ausländischen Besuchern offen steht, ist meiner Meinung nach die englischsprachige SUICA-App von JR East, die kontaktlose Bahnfahrkarte und E-Portemonnaie in einem ist (Asienspiegel berichtete).
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