Yoi­chi: Japans Whisky-Stadt

Ein bisschen Schottland in Japan: Der Eingang der Nikka-Brennerei in Yoichi auf der Nordinsel Hokkaido.
Ein biss­chen Schott­land in Japan: Der Ein­gang der Nik­ka-Bren­ne­rei in Yoi­chi auf der Nord­in­sel Hok­kai­do. Foto: Asi­en­spie­gel

Die Geschich­te von Yoi­chi ist eng mit der Per­son von Masata­ka Taket­s­u­ru ver­bun­den, dem Vater des japa­ni­schen Whis­kys. Der Japa­ner reis­te 1918 als Sohn eines Sake-Brau­ers nach Schott­land, um dort alles über die Whis­ky-Her­stel­lung zu ler­nen. Er hei­ra­te­te die Schot­tin Rita Cowan und zog mit ihr 1920 zurück nach Japan, wo er als Ange­stell­ter der Vor­gän­ger­fir­ma von Sun­to­ry den ers­ten japa­ni­schen Whis­ky pro­du­zier­te. Es war die Geburt der Mar­ke Yama­za­ki, deren Bren­ne­rei sich in Shi­ma­mo­to unweit von Kyo­to befin­det. 1934 eröff­ne­te Taket­s­u­ru mit Hil­fe sei­ner Frau in Yoi­chi auf der Nord­in­sel Hok­kai­do sei­ne eige­ne Bren­ne­rei. Dar­aus ent­stand Nik­ka Whis­ky Distil­ling, die spä­ter um eine Bren­ne­rei bei Sen­dai erwei­tert und 1954 vom Geträn­ke­her­stel­ler Asahi über­nom­men wurde. 

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Die Bren­ne­rei von Nik­ka befin­det sich mit­ten in Yoi­chi. Das Are­al mit sei­nen stei­ner­nen Lager­häu­sern mit den roten Dächern nimmt einen gros­sen Teil der Stadt­flä­che ein. Der Ein­gang erin­nert an eine klei­ne schot­ti­sche Burg. Das Ehe­paar Taket­s­u­ru leb­te mit­ten auf dem Gelän­de der Bren­ne­rei, das Besu­chern heu­te offen steht. Selbst das Ein­fa­mi­li­en­haus der Fami­lie steht noch hier. Auf dem Are­al hat es zudem ein Muse­um und ein Restau­rant, in dem ein gross­zü­gi­ges Whis­ky-Ange­bot nicht feh­len darf. Yoi­chi ist ein Stück Schott­land mit­ten in Japan – und von Sap­po­ro aus via Otaru mit der JR-Bahn in rund einer Stun­de erreichbar. 

Der Whis­ky-Man­gel

Sun­to­ry und Nik­ka sind bis heu­te die bekann­tes­ten Pro­du­zen­ten in Japan. Ihre Trop­fen wur­den mehr­fach inter­na­tio­nal aus­ge­zeich­net (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Die Nach­fra­ge ist der­zeit so gross, dass Nik­ka bekannt­ge­ben muss­te, dass der Vor­rat an Taket­s­u­ru Pure Malt der Sor­ten «17 Years Old», «21 Years Old» und «25 Years Old» nur noch bis Ende März 2020 aus­rei­che, wie Jiji News berich­tet. Der Ver­kauf von Taket­s­u­ru Pure Malt ohne spe­zi­fi­sche Alters­an­ga­be wer­de der­weil fortgeführt. 

Es ist nicht das ers­te Mal, dass Nik­ka das Lie­fer­stopp von Sin­gle-Malt-Whis­ky-Sor­ten ankün­di­gen muss. Die seit über 10 Jah­ren anhal­tend hohe Nach­fra­ge im In- und Aus­land hat zu einem regel­rech­ten Man­gel vie­ler lang­jäh­rig gereif­ter Sor­ten geführt. Auch Sun­to­ry kämpft seit eini­gen Jah­ren mit dem­sel­ben Pro­blem (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Nik­ka hat bereits ange­kün­digt, wei­ter in den Aus­bau der Lager­häu­ser in Yoi­chi und in Sen­dai zu inves­tie­ren. Weil der Rei­fe­pro­zess jedoch meh­re­re Jah­re in Anspruch nimmt, ist nicht bekannt, wann der Ver­kauf die­ser Edelsor­ten wie­der star­ten kann. 

Das Come­back des Whiskys

Noch vor etwas über 10 Jah­re steck­te der Whis­ky in einer Kri­se. Der japa­ni­sche Whis­ky-Boom der 1980er-Jah­re war einer gan­zen Gene­ra­ti­on jun­ger Japa­ner völ­lig ent­gan­gen. Das änder­te sich erst, als Sun­to­ry 2008 begann, den Long­drink High­ball in einer gros­sen Wer­be­kam­pa­gne anzu­prei­sen. Das aus den USA stam­men­de Getränk wird in Japan stets mit Whis­ky, koh­len­säu­re­hal­ti­gem Was­ser sowie küh­len­den Eis­wür­feln gemischt.

Sun­to­ry ver­wen­de­te die­sen Long­drink als Mar­ke­ting­trick, um den Ver­kauf des haus­ei­ge­nen Whis­kys anzu­kur­beln. Last-Samu­rai-Dar­­stel­­le­­rin Koyu­ki Kato wur­de als Wer­be­trä­ge­rin ver­pflich­tet, die vor der Kame­ra lächelnd mit dem Sun­to­ry-Whis­ky einen erfri­schen­den High­ball mix­te. High­ball wur­de zum neu­en Trend­drink, das heu­te in allen Restau­rants und Bars in Japan ganz selbst­ver­ständ­lich ange­bo­ten wird (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Zugleich stieg damit auch wie­der das Inter­es­se am Whis­ky. Seit 2008 hat sich der Ver­kauf hei­mi­scher Whis­ky-Sor­ten gemäss Asahi Shim­bun verdoppelt.

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Im Museum sieht man noch den ersten Nikka Whisky, der 1940 auf den Markt kam. Zuvor hielt sich die Fabrik mit dem Verkauf von Apfelsaft über Wasser.
Im Muse­um sieht man noch den ers­ten Nik­ka Whis­ky, der 1940 auf den Markt kam. Zuvor hielt sich die Fabrik mit dem Ver­kauf von Apfel­saft über Was­ser. Foto: Asi­en­spie­gel
Die Lagerhäuser, in denen der Whisky in zahlreichen Fässern reift, werden wegen der hohen Nachfrage ausgebaut.
Die Lager­häu­ser, in denen der Whis­ky in zahl­rei­chen Fäs­sern reift, wer­den wegen der hohen Nach­fra­ge aus­ge­baut. Foto: Asi­en­spie­gel
Das alte Wohnhaus der Familie Taketsuru.
Das alte Wohn­haus der Fami­lie Taket­s­u­ru. Foto: Asi­en­spie­gel
Es handelt sich um riesiges Gelände mitten in der Kleinstadt Yoichi.
Es han­delt sich um rie­si­ges Gelän­de mit­ten in der Klein­stadt Yoi­chi. Foto: Asi­en­spie­gel
Die Whisky-Stadt Yoichi auf der Nordinsel Hokkaido.
Die Whis­ky-Stadt Yoi­chi auf der Nord­in­sel Hok­kai­do. Foto: Asi­en­spie­gel

Der Stand­ort von Yoichi

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