Ruhiges Tokio
Gaishutsu Jishuku hat Gouverneurin Yuriko Koike der Bevölkerung von Tokio verordnet. Gemeint ist damit eine freiwillige Ausgehbeschränkung. Oder anders gesagt: Man soll zu Hause bleiben. In der Firmenwelt bedeutet das, wenn möglich, Home-Office. Rechtlich bindend sind diese Massnahmen nicht. Hierzu fehlt der Gouverneurin noch die rechtliche Grundlage eines Notstandes, den nur der Regierungschef Shinzo Abe ausrufen kann. Bislang hat er jedoch darauf verzichtet.
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Und so fragt man sich, ob diese Massnahme der freiwilligen Selbstbeschränkung in einer Millionenmetropole auch wirklich funktioniert? Die Statistiken der Bahngesellschaften geben eine klare Antwort darauf.
Verwaiste Bahnhöfe und Züge
Am vergangenen Wochenende, als zum ersten Mal die Gaishutsu Jishuku-Forderung galt, blieben tatsächlich viele Hauptstädter zu Hause. Die beliebte JR-Yamanote-Ringlinie wie auch der Hokuriku-, Tohoku- und Joetsu-Shinkansen verzeichneten am 28. und 29. März 2020 im Vergleich zum selben Zeitpunkt im Vorjahr 70 Prozent weniger Passagiere. Die Yamanote-Linie zählt an einem gewöhnlichen Tag bis zu 3,5 Millionen Passagiere (Asienspiegel berichtete).
Auch die neun Linien von Tokyo Metro hatten 70 bis 80 Prozent weniger Passagiere. Entsprechend waren die Passantenzahlen in den grossen Bahnhöfen so gering wie noch nie. In Shibuya waren es 74 Prozent, in Shinjuku 76 Prozent und in Tokyo Station gleich 82 Prozent weniger. Bereits am Feiertagswochenende vom 21. und 22. März war diese Tendenz zu spüren. An jenen Tagen waren die Besucherzahlen in den Bahnhöfen bereits um 30 bis 50 Prozent gesunken.
Infektionsherd Nachtleben
Die Tokioter beweisen damit, dass sie sich an Forderungen ohne rechtlichen Zwang halten können. Dazu beigetragen haben aber sicherlich auch der Schneefall und der Temperatursturz. Ein kaltes Wochenende reicht leider aber nicht aus, um den Trend der steigenden Covid-19-Erkrankungen in Tokio nachhaltig zu stoppen. Aus diesem Grund hat Gouverneurin Yuriko Koike die freiwillige Ausgehbeschränkung zunächst bis 12. April verlängert – und sogar etwas verschärft.
An der gestrigen Pressekonferenz forderte sie die Bevölkerung auf, auf ein aktives Nachtleben möglichst zu verzichten. In anderen Worten: Kein Karaoke, keine Bar, kein Izakaya, kein Restaurant, kein Nachtklub und keine Konzerte für die nächsten Wochen. Denn viele der neuen Covid-19-Ansteckungen sind offenbar auf diese Orte zurückzuführen. In Tokio zeichnen sich nicht wenige Restaurants und Bars durch enge und schlecht durchlüftete Räumlichkeiten aus. Sie sind damit perfekte Infektionsherde.
Tokio zählt zurzeit 443 offiziell registrierte Covid-19-Erkrankungen. Es ist so viel wie in keiner anderen Stadt in Japan.
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