Tokio will keine Kirschblüten-Partys in den Parkanlagen

In Japan beginnt schon bald die Zeit der Kirschblüten. Dann wird Hanami, die Blütenschau, gefeiert. Es ist eine Tradition, die bis in die Heian-Zeit (794 bis 1185) zurückreicht. Dabei treffen sich die Japaner in den zahlreichen Parkanlagen. Unter den blühenden Kirschbäumen werden die Momente der Vergänglichkeit mit viel Essen, Alkohol, Freunden und Mitarbeitern gefeiert. Neben dem rosa-weissen Blütenmeer dominiert eine weitere Farbe. Es sind die unzähligen blauen Abdeckplanen, auf die sich die Japaner setzen, damit die Kleider nicht dreckig werden. Dabei gilt das ungeschriebene Gesetz: Reservieren darf man nur, wenn man auch wirklich anwesend ist. Dies führt in der Regel dazu, dass sich jemand für diese Aufgabe opfert und geduldig auf die anderen wartet.
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Keine Hanami-Party unter den Bäumen

Doch selbst diese Tradition wird in Zeiten des Coronavirus hinterfragt, wie NHK News berichtet. Die Lokalbehörden von Tokio bittet die Bevölkerung dieses Jahr um Zurückhaltung. Man solle bitte auf die Hanami-Festlichkeiten in öffentlichen Parkanlagen verzichten. Es handle sich zwar um ein Treffen im Freien. Dennoch bleibe das erhöhte Risiko einer Ansteckung, da man über mehrere Stunden mit vielen anderen Menschen an Ort und Stelle bleibe. Im Ueno-Park, der in der Kirchblütenzeit jeweils über 3 Millionen Menschen anlockt, hat man bereits reagiert. Es würden dieses Jahr keine Plätze für Festlichkeiten zur Verfügung gestellt.
Das bedeutet: Die Blumenschau, das Spazieren und Betrachten der Blüten, findet in den zahlreichen Parkanlagen von Tokio sehr wohl statt (Asienspiegel berichtete), jedoch ohne die üblichen privaten Festlichkeiten unter den Bäumen. Es ist aber kein Verbot, sondern lediglich eine Aufforderung zur Zurückhaltung. Zuletzt gab es dieselbe Massnahme nach der Dreifachkatastrophe 2011 (Asienspiegel berichtete).
Die sechste Kirschblüten-Prognose

Inzwischen wurde für Japan die sechste Kirschblüten-Prognose publiziert. Die Meteorologen rechnen weiterhin mit einem extrem frühen Jahrgang. In Tokio wird man die erste Blüte wohl bereits am 15. März erblicken. Die volle Blüte wäre damit schon am 23. März erreicht. In Kyoto wird der Höhepunkt vermutlich schon in den Tagen um den 28. März herum erreicht sein. In Kanazawa wird es der 1. April sein. Reist man später nach Japan, dann lohnt es sich womöglich in Nagano oder Matsumoto einen Halt einzulegen. Dort wird die volle Blüte wohl am 9. April zu sehen sein. In Sapporo auf der Nordinsel wird es derweil am 4. Mai die Gelegenheit für Hanami geben.
Update, 9.3.2020
Das Verkehrsministerium hat für die staatlich geführten Parks im Land dieselbe Massnahme wie Tokio erlassen. Auch hier sollen dieses Jahr keine Festlichkeiten unter den Bäumen stattfinden.
Kirschblüten-Spots in Tokio
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