Die stillgelegte Golden Week
Seit zwei Tagen gilt der Notstand für ganz Japan, vorläufig bis zum 6. Mai 2020. Der Flickenteppich ist somit beseitigt. Denn zuvor hatte Regierungschef Shinzo Abe lediglich für die sieben urbanen Präfekturen Tokyo-Kanagawa-Chiba-Saitama, Osaka-Hyogo und Fukuoka den Ausnahmezustand erklärt (Asienspiegel berichtete). Dieser Entscheid führte zu Verunsicherung. Neun weitere Präfekturen erklärten daraufhin ohne das OK von Tokio gleich selbst den Notstand (Asienspiegel berichtete). Das Chaos war daraufhin perfekt. Der punktuelle Notstand hatte zudem zur Folge, dass viele Tokio in Richtung Heimat verliessen und so womöglich zu einer zusätzlichen Verbreitung des Coronavirus beitrugen (Asienspiegel berichtete).
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Der landesweite Notstand gibt den Gouverneuren der Präfekturen nun weitgehend Befugnisse in der Bekämpfung der Krise (Asienspiegel berichtete). Inzwischen haben 13 Präfekturen die Geschäftswelt aufgefordert, ihre Läden bis zum 6. Mai 2020 zu schliessen. Die Behörden in Tokio und Aichi bieten im Gegenzug Entschädigungen bis zu 1 Million Yen an. In Fukuoka ist die Lokalregierung bereit, 80 Prozent der Mieten kleinerer Läden zu übernehmen.
Ausserdem gilt nun überall die Forderung, möglichst zu Hause zu bleiben und auf Home-Office umzustellen. Die direkten Kontakte untereinander müssten um 70 bis 80 Prozent reduziert werden, um die Krise unter Kontrolle zu bringen. Premierminister Abe sprach in seiner gestrigen Rede von einer kritischen Lage, in der Japan sich befinde. Man habe es bislang nicht geschafft, die Neuinfektionen zu reduzieren.
Das gefürchtete Feiertagsszenario
Mit dem landesweiten Notstand will die Regierung vor allem auch erreichen, dass während der Golden Week keine Reisen unternommen werden. In dieser traditionellen Feiertagsperiode nimmt das ganze Land eine Auszeit. Hotels und Züge sind dann gewöhnlich ausgebucht. In der aktuellen Krise wäre dies ein Horrorszenario. Schon einmal hat Japan diesen Fehler gemacht, als am Feiertagswochenende vom 20. bis 22. März 2020 das ganze Land ausschwärmte. Damals herrschte das Gefühl vor, die Krise sei unter Kontrolle (Asienspiegel berichtete). Es wird angenommen, dass jenes Wochenende massgeblich zur beschleunigten Ausbreitung des Coronavirus geführt hat.
Aus diesem Grund hat Shinzo Abe gebeten, in dieser Golden Week vom 29. April bis 6. Mai zu Hause zu bleiben, um das Gesundheitssystem in den ländlichen Gegenden zu schützen. Ansonsten müsse Japan mit dem schlimmsten Szenario, der rasanten Verbreitung von Covid-19 im ganzen Land, rechnen. Es ist ein krasser Gegensatz zur letztjährigen Feiertagsperiode, als die Japaner dank des Kaiserwechsels gleich 10 arbeitsfreie Tage geniessen durften und der Tourismusbranche goldene Tage bescherten (Asienspiegel berichtete).
Die Flaute bei den Shinkansen
Ein Indikator, dass diese Golden Week tatsächlich fast völlig stillgelegt wird, zeigt ein Blick auf die aktuellen Reservationen für die Shinkansen und Limited-Express-Züge. JR-East vermeldet beispielsweise einen Einbruch um bis zu 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das gab es seit Beginn der Privatisierung von Japan National Railways 1987 nicht. Der Bahnbetreiber hat sämtliche Spezialzüge während der Feiertagsperiode und darüber hinaus bereits gestoppt.
Auch das Fliegen wird erschwert. So hat der Tokioter Flughafen Haneda begonnen, mit Wärmebildkameras die Körpertemperaturen aller abfliegenden Passagiere zu prüfen. Passagiere, die eine Körpertemperatur von mehr als 37,5 Grad aufweisen, werden nachdrücklich aufgefordert, von ihrem Flug abzusehen.
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