LINE-Covid-19-Umfrage: Die Antworten von 24 Millionen Japanern
LINE ist das japanische Pendant zu Whatsapp. 83 Millionen aktive Nutzer zählt die Messenger-App, mit der man auch E-Money-Zahlungen tätigen kann. Auch im Kampf gegen das neuartige Coronavirus leistet die App ihren Dienst. Viele regionale Behörden bieten über ihre eigenen LINE-Kontos medizinische Sprechstunden und Push-Mitteilungen an (Asienspiegel berichtete).
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LINE trägt nun in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium bei, eine bessere Einschätzung über die Lage im ganzen Land zu erhalten. Anfang April gab sie allen Nutzern während zwei Tagen zum zweiten Mal (Asienspiegel berichtete) die Möglichkeit, bei einer Covid-19-Umfrage teilzunehmen. Die Resultate und Analyse liegen nun vor.
Risikogebiet Tokio
Knapp 24 Millionen Menschen haben teilgenommen. Hierbei wurde die Frage gestellt, ob man während mehr als 4 Tagen hintereinander Fieberanfälle durchmachen musste. 26’935 Personen, also 0,11 Prozent aller Befragten, bejahten. Das sind weit mehr als die derzeit 7399 bestätigten Covid-19-Fälle im ganzen Land (Stand: 12. April 2020). In Tokio, dem Hotspot der Krise, lag der Wert sogar bei 0,18 Prozent. Auch die Präfekturen Okinawa (0,19%), Osaka (0,13%) oder Hokkaido (0,16%) waren über dem Durchschnitt.
Die Befragten wurden hierbei in fünf unterschiedliche Gruppen aufgeteilt. Die Skala reicht dabei von Berufstätigen, die täglich intensiv mit Kunden und Kollegen in physischem Kontakt stehen (risikoreiche Gruppe) bis zu Personen, die die «Social Distancing»-Regeln relativ einfach einhalten können (risikoarme Gruppe). Hierbei zeigt sich, dass die Berufstätigen mit dem höchsten Risiko mehr als doppelt so viele am beschriebenen Fiebersymptom leiden, nämlich 0,23 Prozent. In Tokio, dem Hotspot dieser Krise, wies diese Gruppe sogar einen Wert von 0,38 Prozent auf. Bei der risikoärmsten Gruppe zeigten hingegen lediglich 0,05 Prozent, also halb so viel wie im Durchschnitt, entsprechende Fieberanfälle während mehr als 4 Tagen.
Keine wissenschaftliche Umfrage
Die Umfrage unterstreicht die Bedeutung der Sicherheitsvorkehrungen für Berufsgruppen, die täglich mit vielen Kunden zu tun haben. Zum anderen deutet das Resultat auch darauf hin, dass die Covid-19-Dunkelziffer relativ hoch sein muss. Rechnet man das Resultat auf die gesamte Bevölkerungszahl von 127 Millionen hoch, dann kommt man auf 140’000 Personen, die bereits Covid-19-Symptome hatten. Das wäre eine starke Diskrepanz zu den offiziellen Zahlen von aktuell 7399.
Hierbei ist jedoch zu betonen, dass es sich nicht um eine wissenschaftliche Umfrage handelt. Sie ist nicht repräsentativ und zugleich fehleranfällig. Auch das in der Umfrage definierte Fiebersymptom muss nicht sogleich bedeuten, dass man an Covid-19 erkrankt ist. Dennoch ist das Resultat der Umfrage eine grosse Hilfe für das Gesundheitsministerium. Es verschafft einen ungefähren Überblick über die mögliche Ausbreitung des neuartigen Coronavirus. Aus diesem Grund startet LINE am 12. und 13. April eine weitere Umfrage, die sich wiederum an alle Nutzer in Japan richtet.
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