Mit LINE gegen Covid-19
In Tokio steigt die Nervosität. Am gestrigen Montag, 30. März 2020, wurden 78 neue Covid-19-Fälle registriert, so viele wie noch nie an einem Tag. Damit ist die Zahl der Erkrankungen in der japanischen Hauptstadt auf 521 angestiegen.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Der Druck auf Regierungschef Shinzo Abe steigt, zumindest für die Hauptstadt den Notstand auszurufen, um den Behörden bei der Bekämpfung mehr Handlungsspielraum zu geben. Denn wie viele tatsächlich infiziert sind, ist schwer abzuschätzen.
Hohe Dunkelziffer
Insgesamt sind in Japan lediglich etwas mehr als 50’000 Tests durchgeführt worden. In der Schweiz sind es bereits über 120‘000. Die Dunkelziffer könnte entsprechend hoch sein. LINE, Japans grösste Messenger-App, hilft nun, den Behörden und der Öffentlichkeit die Lage besser einzuschätzen. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium hat das Unternehmen bei den Nutzern der Hauptstadtregion eine Umfrage gestartet. Diese wurden gefragt, ob sie Symptome wie Fieber, Schlappheit, starken Husten, Atemnot, Durchfall oder den Verlust des Geruchssinnes bei sich feststellen konnten.
In der Metropolregion Tokio erhielt LINE von 63’483 Personen zwischen 15 und 69 Jahren eine Antwort. 7.1% davon, also rund 4530 Personen, bestätigten, dass sie unter einem oder mehreren Symptomen litten. Hierbei ist zu betonen, dass diese Umfrage nicht repräsentativ und fehleranfällig ist. Das Aufweisen eines Symptoms muss auch nicht gleich bedeuten, dass man an Covid-19 erkrankt ist. Und dennoch verschafft dieses Vorgehen in der aktuellen Lage, in der die Eindämmungspolitik an ihre Grenzen stösst, einen ungefähren Überblick und hilft den Behörden, Entwicklungen schneller zu antizipieren.
Landesweite Umfrage
Aus diesem Grund wird diese Zusammenarbeit nun vertieft und ausgeweitet. LINE hat gestern landesweit eine Umfrage gestartet, die bis zum heutigen 1. April dauert. Hierbei werden die Nutzer gebeten, allfällige Symptome, aber auch den Wohnort, das Geschlecht und das Alter anzugeben. Basierend auf den Antworten werden weitere Fragen gestellt und Empfehlungen abgegeben.
Die Nutzerdaten werden dabei anonymisiert und nach der Auswertung gelöscht. Die Gesundheitsbehörde will damit vor allem mögliche Cluster-Bildungen vorzeitig erkennen. Die Umfrage soll künftig alle paar Wochen durchgeführt werden. Wie wirkungsvoll dies sein kann, zeigen alleine die Zahlen von LINE. 83 Millionen aktive Nutzer zählt die App in Japan. Keine ist erfolgreicher (Asienspiegel berichtete). LINE ist das japanische Pendant zu Whatsapp.
Sprechstunde via LINE
Nicht nur das Gesundheitsministerium setzt daher auf diese App. Auch 19 regionalen Behörden bieten über eigene LINE-Kontos Umfragen, medizinische Sprechstunden und Push-Mitteilungen an. Künstliche Intelligenz entscheidet dabei, inwiefern eine Person Hilfe benötigt. Teilnehmer ohne Symptome werden zudem regelmässig nach ihrem Gesundheitszustand befragt. Alleine in Tokio haben 250’000 Menschen das entsprechende Konto als Freund hinzugefügt.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken