Shinzo Abes #StayHome-Video
Eigentlich wollte Premierminister Shinzo Abe in der Coronavirus-Krise mit gutem Beispiel vorangehen, nachdem er die Bevölkerung zuvor gebeten hatte, möglichst zu Hause zu bleiben und auf abendliche Restaurant- und Barbesuche doch bitte zu verzichten. Am Sonntag, 12. April, veröffentlichte er hierzu ein Video auf Instagram und Twitter. Darin ist zu sehen, wie es sich der Premierminister zu Hause gemütlich macht, mit Tee, Buch, Fernsehen und Hund. Auf der linken Hälfte sieht man eine hinzugefügte Aufnahme, in der der Musiker Gen Hoshino seinen Song «Uchi de odorō» («Lasst uns zu Hause tanzen») mit Gitarre zum Besten gibt.
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Das eingängige Lied und die dazugehörige Aufnahme hatte Gen Hoshino bereits am 2. April auf seinem Instagram-Konto veröffentlicht (siehe ganz unten). Es war als eine #StayHome-Aufmunterung gedacht. Hoshino lud darin alle ein, das Video mit einem eigenen Beitrag zu ergänzen. Musiker, Komödianten, Schauspieler und Tänzer folgten dem Aufruf (siehe unten). «Uchi de odorō» wurde so zu einem viralen Hit, dem auch Shinzo Abe offenbar nicht widerstehen konnte.
Die Kritik am Premier
In seinem eigenen Beitrag dankte der Premierminister den Japanern für die Kooperation in der Bekämpfung dieser Krise. Nur indem man zu Hause bleibe, keine Freunde treffe und nicht ausgehe, könne man Leben retten und das Gesundheitswesen entlasten. Dafür gab es immerhin über 65’000 Likes auf Instagram und rund 400’000 Likes auf Twitter. Doch nicht alle zeigten sich darüber erfreut.
Mit den Hashtags #補償なしでは自粛無理 («Ohne Entschädigung ist Selbstbeschränkung unmöglich») und #何様のつもり («Für wen hältst du dich eigentlich?») wurde auf Twitter der Premierminister scharf kritisiert. Nutzer in den sozialen Medien wie auch die Opposition bezeichneten ihn als abgehobenen Politiker, der in seinem häuslichen Luxus die wahren Probleme der Bevölkerung verkenne. Zahlreiche Branchen, kleine Geschäfte und Restaurants kämpfen in der aktuellen Coronavirus-Krise um ihr Überleben. Das von der Regierung geschnürte Hilfspaket wird von vielen als unzureichend angesehen (Asienspiegel berichtete).
Die Reaktion des Musikers
Auch Gen Hoshino nahm via Instagram-Story Stellung, indem er sich von einer politischer Einflussnahme distanzierte. Der Beitrag des Premierminister sei im gleichen Stil wie alle anderen «Uchi de odorō»-Videos auf Instagram veröffentlicht worden, nämlich ohne vorherige oder spätere Kontaktaufnahme oder spezifisches Einverständnis, stellte er klar. Kabinettssekretär Yoshihide Suga erklärte gestern, dass der Premierminister ganz einfach Sympathie für die Aktion von Gen Hoshino empfand und daher aktiv wurde.
Schon das zweite PR-Fiasko
Für Shinzo Abe ist es bereits das zweite PR-Fiasko in kürzester Zeit. Anfang April kündigte er an, jedem Haushalt zwei wiederverwendbare Masken zu schicken. Für diese rund 400 Millionen Euro teure Aktion gab es damals viel Spott im Internet (Asienspiegel berichtete).
Das ursprüngliche Video von Gen Hoshino
Die Kollaborationen
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