Ein Business-Hotel in Zeiten des Coronavirus
In normalen Zeiten begegnet man in einem Toyoko Inn-Hotel geschäftigen Salarymen und Touristen. Die Kette ist zuverlässig an fast jedem grösseren Bahnhof in Japan vorzufinden. Enge, aber zugleich moderne Zimmer mit WC und Badezimmer, ein günstiger Preis, ein zuverlässiger Internetanschluss und ein gutes Frühstück zeichnen das Toyoko Inn aus. Das Bettgestell ist zudem so konzipiert, dass darunter ein Koffer Platz hat. Ansonsten könnte man sich darin kaum bewegen, so eng sind manche Zimmer. Bijiinesu Hoteru – «Business Hotel» – nennt man diese Hotelkategorie. 316 Toyoko Inn gibt es im ganzen Land.
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Geführt wird die Kette von der 42-jährigen Maiko Kuroda, der Tochter des Gründers. Eine weitere Besonderheit ist, dass 97 Prozent der Toyoko Inn-Hotels von Frauen geführt werden. Das Toyoko Inn ist in diesen Sinne eine ganz besondere Erfolgsgeschichte.
Vom Hotel zum provisorischen Spital
Leider befinden wir uns nicht mehr in normalen Zeiten. Das Toyoko Inn leidet wie die ganze Branche unter dem Stillstand. Knapp 20 Hotels dieser Marke sind bis Ende Juni geschlossen. Zugleich kommt einigen Toyoko Inn nun in der Krisenbewältigung eine bedeutende Rolle zu. Die Metropolregion Tokio hat ein Toyoko Inn mit 208 Zimmern im Viertel Nihonbashi vollständig gemietet.
Hier werden ab sofort Covid-19-Patienten einquartiert, die nur milde oder gar keine Symptome aufweisen. Zwei Krankenschwestern und ein Arzt sind zu Beobachtung des Gesundheitszustandes vor Ort. 100 Patienten sollen hier aufgenommen werden. Sie werden gebeten, das Hotel nicht zu verlassen und müssen im Gebäude selber vorgegebene Wege und Aufzüge benutzen, um das bereitgestellte Essen im 1. Stock abzuholen.
Bis zu 1000 Hotelzimmer werden gemietet
Mit dieser Massnahme will Gouverneurin Yuriko Koike in den Krankenhäuser Platz für Patienten schaffen, die mit schwerwiegenden Symptomen zu kämpfen haben. In der Hauptstadt allein sind inzwischen 1116 Menschen an Covid-19 erkrankt (Stand: 7. April 2020). 1034 sind hospitalisiert, davon zeigen 1007 Personen zum Glück lediglich milde bis mittelschwere Symptome. Das hat damit zu tun, dass überdurchschnittlich viel junge Personen angesteckt wurden. Eine explosionsartige Verbreitung könnte die Lage jedoch jederzeit ändern. Die Ärztevereinigung hat wegen der Überlastung des Gesundheitswesens bereits den medizinischen Notstand ausgerufen – und dies noch vor der gestrigen Notstandserklärung der Regierung (Asienspiegel berichtete).
Ein Grossteil der Patienten soll nun bis zur vollen Genesung im Toyoko Inn und anderen Hotels untergebracht werden. Die Hauptstadt will hierzu rund 1000 Hotelzimmer mieten. Auch die Grossstadt Osaka, die am zweitstärksten betroffen ist, will diesem Beispiel folgen.
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