Corona-Schock für die Luxus-Melone
Eigentlich war es ein gutes Jahr für die legendären Yubari-Melonen aus Hokkaido. Wenig Schnee und überdurchschnittlich viele Sonnentage haben dazu beigetragen, dass das Fruchtfleisch eine intensive orange Farbe aufweist und einen besonders süsslichen Geschmack hat.
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Es waren die perfekten Voraussetzungen für eine erfolgreiche erste Auktion, die am 25. Mai im Grosshandelsmarkt von Sapporo abgehalten wurde. Immerhin wurde im vergangenen Jahr eine Rekordsumme von 5 Millionen Yen für eine Kiste mit zwei Yubari-Melonen hingeblättert. Das waren umgerechnet 42’000 Euro. 554 Yubari-Melonen standen am Montag im Angebot. Der Tag endete jedoch in einer Enttäuschung. Für das erste Paar Melonen wurden gerade mal 120’000 Yen bezahlt. Das sind umgerechnet etwas mehr als 1000 Euro. Das entspricht einem Preisrückgang um 97,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Ein unabwendbarer Preissturz
Die Corona-Krise hinterlässt ihre Spuren. Der Notstand, die mehrwöchige Schliessung der Kaufhäuser, die eingeschränkte Reisetätigkeit und die wirtschaftlichen Sorgen haben zu diesem historischen Tiefpreis geführt. Die Yubari-Melonen sind zudem beliebte Geschenke für Geschäftspartner, Verwandte und Freunde. Der Ausnahmezustand hat jedoch dafür gesorgt, dass man sich diesbezüglich zurückhält. Der Preissturz dieser Luxusware war damit unabwendbar. Selbst der Grosshandelsmarkt von Sapporo operiert seit Wochen mit Einschränkungen. Die Auktionen wurden gestoppt. Unter speziellen Auflagen nahm man am 25. Mai diese Handelstätigkeit wieder auf. So wichtig sind die Yubari-Melonen für Hokkaido.
Der Käufer war übrigens ein Grosshändler aus der Hafenstadt Kushiro. Ausgestellt werden diese ersten Melonen des Jahren im Kaufhaus Aeon Sapporo Hassamu. Für die 103 Bauern in Yubari auf Hokkaido bleibt nun einzig die Hoffnung, dass sich die wirtschaftliche Lage wieder aufhellt. Immerhin ist seit dieser Woche auch für Hokkaido der Notstand aufgehoben. Geerntet wird bis im September. Die Bauern werden bis dann rund 3800 Tonnen ausgeliefert haben.
Ein Gradmesser für die Wirtschaft
Es stellt sich dennoch die Frage, weshalb ein Bieter überhaupt bereit ist, einen Millionenpreis für ein Paar Melonen auszugeben? Normalerweise bezahlt ein Kunde im Supermarkt für eine Yubari-Melone um die 3500 bis 4000 Yen. Das ist immer noch ein stolzer Preis für eine Frucht, aber weit weniger als die Grosshändler bei der ersten Auktion des Jahres hinblättern.
Die Bieter erklären dies mit dem Glauben, dass der erste Zuschlag bei einer Eröffnungsauktion Glück für das restliche Geschäftsjahr bringt. Ein anderer, vielleicht wichtigerer Grund ist die volle mediale Aufmerksamkeit, die der Grosshändler, das Kaufhaus und der Markt an diesem Tag erhalten. Es ist ein Marketingtrick, den man auch bei den Eröffnungsauktionen für den Thunfisch beobachten kann (Asienspiegel berichtete). In diesem Sinne sind die Auktionen auch immer ein Gradmesser für den aktuellen Gemütszustand der Wirtschaft. Der aktuelle Preissturz verspricht wenig Gutes.
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