Das war die Woche in Japan
Ein Rückblick auf Ereignisse, die Japan in der Woche vom 27. April bis 3. Mai 2020 beschäftigt haben.
MONTAG: Das Fenster zu Buddha
Der Tempel Tōdaiji in Nara ist eine der bekannten Sehenswürdigkeiten des Landes. Die Haupthalle ist 57 Meter breit, 51 Meter tief und 49 Meter hoch. Sie ist das grösste reine Holzgebäude der Welt. In der Halle befindet sich die in Bronze gegossene Statue des Grossen Buddhas (Asienspiegel berichtete). Leider ist der Zugang wegen der Coronavirus-Krise seit dem 24. April nicht mehr erlaubt. Eine Sicht bleibt jedoch bestehen. So hat man entschieden, das grosse Fenster, das exakt auf der Höhe des Gesichts der Statue ist, offen zu lassen. Damit Buddha die Gebete erhören kann. Das Fenster ist gewöhnlich nur während 10 Tagen im Jahr offen. Der Tōdaiji wird voraussichtlich ab dem 31. Mai wieder zugänglich sein.
DIENSTAG: Der leere Flughafen
Der zum Halt gebrachte internationale Flugverkehr und der aktuelle Notstand treffen den Flughafen Narita schwer. Zwischen dem 1. und 25. April wurden gerade noch 20’000 Passagiere gezählt, die nach Übersee geflogen sind. 2019 zählte der Flughafen im selben Zeitraum 1,15 Millionen Passagiere, die ins Ausland flogen. An einem gewöhnlichen Golden-Week-Tag benutzen hier rund 60’000 Passagiere diesen Flughafen. Wegen des Einbruchs hat der Flughafen vor einigen Wochen den Betrieb einer Piste eingestellt. Der Flughafen hat zudem Ausgabekürzungen in der Höhe von 1 Milliarde Yen vorgenommen. Viele Geschäfte und Restaurants, die sich in Narita eingemietet haben, werden diese Krise nicht überleben.
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MITTWOCH: Die letzten Kirschblüten
Es war vielerorts eine einsame Kirschblüten-Saison. Noch ist diese schönste Jahreszeit Japans aber nicht ganz vorbei. Auf der Nordinsel Hokkaido hat sie erst gerade begonnen. Im Maruyama-Park von Sapporo, wo über 1500 Kirschbäume stehen (Asienspiegel berichtete), öffneten sich am Mittwoch die ersten Knospen. In den nächsten Tagen wird die volle Blüte erreicht sein. Um grosse Ansammlungen zu vermeiden, wurde auch im beliebten Maruyama-Park ein Teil der Anlage abgesperrt. Die Behörden wollen damit Hanami-Feste unter den blühenden Kirschbäumen verhindern. Spaziergänge bleiben aber weiterhin erlaubt.
DONNERSTAG: Bitte mit Maske joggen
Die 5 Kilometer lange Strecke um das kaiserliche Palastgelände in Tokio ist seit vielen Jahren ein beliebter Anziehungspunkt für Jogger. An normalen Tagen betätigen sich hier bis zu 5000 Menschen. Man nennt sie die Kōkyo Rannā, die «Kaiserpalast-Läufer». Während der Covid-19-Krise bleiben viele aktiv, auch wenn es nun weniger sind. Diese müssen sich nun aber anpassen. Der Bezirk Chiyoda bittet die Jogger, eine Maske zu tragen und untereinander genügend Abstand zu halten. Damit reagiert der Bezirk auf die Sorgen vieler Spaziergänger.
FREITAG: Ein Fabelwesen gegen Epidemien
Es hat lange Haaren, drei Beine, einen Schnabel und nennt sich Amabie. Es ist ein yōkai, ein japanisches Fabelwesen. Die Geschichte seiner Existenz reicht bis in die Edo-Zeit (1603 bis 1848) zurück. Eine Legende besagt, dass ein Dorfvorsteher diesem Geschöpf 1846 an der Küste der Provinz Higo, dem heutigen Kumamoto, begegnete. Es versprach, dass sein gezeichnetes Abbild Seuchen abwenden und Erkrankte heilen würde. Durch die Covid-19-Pandemie wurde diese Geschichte wieder zum Leben erweckt. Bereits im Februar sah man in den sozialen Medien erste Abbildungen. Selbst das Gesundheitsministerium verwendet für seine Covid-19-Kampagnen eine Zeichnung von Amabie. Im Bahnhof Yokohama setzt man ebenfalls auf dieses Mittel (siehe Tweet unten). Die Bahnangestellten haben gleich mehrere Amabie von Hand gezeichnet und diese – in der Hoffnung auf bessere Zeiten – an den Wänden des Bahnhofs aufgehängt. Auf den Zeichnungen hat jeder einen Wunsch verfasst, wie zum Beispiel «Ich möchte wieder in ein Onsen», «Ich möchte nach Hawaii» oder «Ich möchte zu einem Baseball-Spiel im Yokohama-Stadion».
SAMSTAG: Eine sommerliche Golden-Week
Japan erlebt die ersten sommerlichen Tage dieses Jahres. Am Freitag wurden in über 250 Ortschaften des Inselstaates über 25 Grad gemessen. Man spricht dann auf Japanisch von Natsubi, einem Sommertag. Am Samstag stiegen die Temperaturen weiter an. An 88 Orten waren es über 30 Grad. Von Manatsubi ist dann die Rede. In der Stadt Iida in der Präfektur Nagano wurde mit 33,1 Grad die Höchsttemperatur verzeichnet.
SONNTAG: Der Notstand wird verlängert
Die Notstandsmassnahmen in Japan zeigen endlich etwas Wirkung. Die tägliche Zahl der Neuansteckungen bewegte sich diese Woche zwischen 169 und knapp 300. Vor drei Wochen lag diese Zahl noch bei 700. In Tokio, dem Hotspot der Krise, endet derweil eine zwiespältige Woche. Einerseits wurden an mehreren Tagen nur noch zweistellige Neuinfektionen gemeldet. Zugleich gab es wiederholt Rückschläge. So gab es am Freitag und Samstag mehr als 160 neue Covid-19-Fälle. Am heutigen Sonntag waren es wiederum «nur» 91. Damit steigt die Zahl der Erkrankungen in Tokio auf 4572, landesweit sind es über 14’894. Die Covid-19-Kurve ist noch nicht genügend abgeflacht, das Gesundheitswesen bleibt vielerorts am Anschlag. Aus diesem Grund wird Regierungschef Shinzo Abe morgen Montag den Notstand verlängern, voraussichtlich bis Ende Mai.
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