Die Rettung der Ryokan-Kultur
Die Hotelbranche in Japan ist im Wartemodus (Asienspiegel berichtete). Die Golden Week fiel aus und damit auch die wichtigste Einnahmequelle im Jahr. Viele Hotels leben einzig noch von ihren Reserven, der Unterstützung des Staates und neuen Schulden. Es stellt sich dabei die Frage, wie lange die Branche diesen ungewissen Zustand noch aushält?
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Die Liste der Insolvenzen wird mit jeder Woche länger. In Japan haben seit Februar 26 Hotelunternehmen schliessen müssen. Dazu zählen auch so bekannte Ketten wir First Cabin und WBF (Asienspiegel berichtete).
Die Ryokan in der Krise
Ganz besonders betroffen von dieser Krise sind die Ryokan. Es sind die klassischen japanischen Gasthäuser. Ein köstliches Kaiseki-Essen, ein erholendes Onsen-Bad und eine gemütliche Nacht auf einer ausgerollten Futon-Matratze auf dem Tatami-Boden – und dies alles am besten in einer malerischen ländlichen Umgebung. So lässt sich diese einzigartige Übernachtungskultur beschreiben.
Nicht wenige Ryokan werden seit Generationen von einer einzigen Familie geführt (Asienspiegel berichtete). Es steckt viel Geschichte dahinter und auch ein entsprechend grosser finanzieller Aufwand, was den Unterhalt einer solchen Einrichtung betrifft. Das macht sie besonders anfällig für Krisen. Viele werden diesen Zustand nicht lange überleben. Es sind daher kreative Ansätze gefragt. Eine Hilfsaktion weist nun einen Weg aus dieser fast aussichtslosen Situation.
Jetzt bezahlen, später übernachten
Tane-Project ist eine Website, die zur Rettungsleine dieser Branche werden könnte. Zahlreiche Ryokan aus dem ganz Land stellen sich auf dieser Plattform vor und beschreiben ihre aktuelle Lage. Jeder hat hier die Möglichkeit, seiner Lieblingsbleibe eine Vorauszahlung von mindestens 5000 Yen zu tätigen. Den bezahlten Betrag kann der Unterstützer bei der nächsten tatsächlichen Übernachtung vom Gesamtpreis abziehen lassen. Drei Jahre hat er dafür Zeit. «Für meine zukünftige Übernachte bezahle ich jetzt», heisst denn auch der Slogan von Tane-Project. Für viele Ryokan sind diese Beiträge eine essenzielle Unterstützung und letztendlich besser als jede Neuverschuldung.
Das Projekt wurde übrigens nach der Dreifachkatastrophe von 2011 zum ersten Mal lanciert. Der Start für diese abermalige Rettungsaktion war vielversprechend. Bereits haben sich 1883 Personen angemeldet und insgesamt 56,6 Millionen Yen überwiesen (Stand: 11. Mai 2020). Sie tragen dazu bei, dieses japanische Kulturgut in die Zukunft zu retten.
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