Die Warnung vor der zweiten Welle
Ein Rückblick auf Ereignisse, die Japan in der Woche vom 11. Mai bis 17. Mai 2020 beschäftigt haben.
MONTAG: Die krisenfesten Nudeln
Die Instant-Nudeln von Nissin Foods sind krisenfest. Das Lebensmittelunternehmen hat für das im März abgelaufene Geschäftsjahr einen Gewinnsprung um 51,5 Prozent auf 29,3 Milliarden Yen erzielt. Die Umsatzzunahme sei auch auf die Lockdown-Massnahmen in Japan und im Ausland zurückzuführen. Nissin Foods wurde 1958 vom Japaner Momofuku Andō gegründet. Zum grossen Verkaufsschlager wurde ab 1971 die Cup Noodles-Produkte im praktischen Styroporbecher. Es war eine kulinarische Revolution. Der Begriff Cup Noodle wurde zum Synonym für die Instant-Nudelsuppe. Heute wird das Produkt in 80 Ländern verkauft (Asienspiegel berichtete).
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DIENSTAG: Stillstand auch im Juni
Der internationale Flugverkehr für Passagiere ist im Moment fast nicht existent. Nur noch eine kleine Zahl von internationalen Flügen wird täglich abgewickelt. Dieser Zustand setzt sich auch im nächsten Monat fort. Die Airline ANA hat angekündigt, in der ersten Juni-Hälfte 2297 internationale Verbindungen zu streichen. Das ist eine Reduktion um knapp 90 Prozent. Bei JAL werden es im ganzen Monat Juni 4513 internationale Flüge weniger sein. Das ist ein Rückgang um 96 Prozent.
MITTWOCH: Schock für die Sumo-Welt
Der 28-jährige Sumo-Ringer Shōbushi ist an den Folgen von Covid-19 verstorben. Es ist der erste Todesfall in dieser Traditionssportart. Es handelt sich zudem um den ersten bestätigten japanischen Covid-19-Toten in der Alterskategorie von 20 bis 29 Jahren. Shōbushi kämpfte in der vierthöchsten Division und war Mitglied des Takadagawa-Stalls, in dem es zu mehreren Covid-19-Fällen gekommen war. Der Fall führt vor Augen, wie schwierig es für die Sportwelt sein wird, wieder auf die Beine zu kommen. Bereits im März fand das Sumo-Turnier von Osaka ohne Publikum statt. Das geplante Turner in Tokio Ende Mai wurde komplett abgesagt. Das nächste Grossturnier ist für den 19. Juli angesetzt. Der Austragungsort wurde hierfür von Nagoya nach Tokio verlegt. Der Sumo-Verband plant zudem, bei allen Sumo-Ringern einen Antikörpertest durchzuführen.
DONNERSTAG: Eine neue Phase beginnt
Japan hebt für 39 der 47 Präfekturen ist der Notstand frühzeitig auf. Hierzu gehören fünf Präfekturen, die noch unter spezieller Beobachtung standen. Es verbleiben somit die Präfekturen Hokkaido sowie die Grossräume Tokio-Chiba-Saitama-Kanagawa und Kyoto-Osaka-Hyogo im Ausnahmezustand und dies vorläufig bis zum 31. Mai 2020. Zugleich betont die Regierung, dass es im Alltag weiterhin wichtig sei, die Vorsichtsmassnahmen einzuhalten. Es gelte nun, sich an diesen «neuen Lebensstil» anzupassen, um eine zweite Welle, wie sie in Hokkaido auftrat, zu verhindern.
FREITAG: Royal Host in der Krise
Family Restaurant oder kurz Famiresu nennen die Japaner ihre ganz eigene Interpretation eines amerikanischen Diners (Asienspiegel berichtete). Ihr Markenzeichen sind eine grosse Auswahl an Speisen zu günstigen Preisen. Der Service ist effizient. Zudem gibt es eine Getränkebar, wo man zum Pauschalpreis so viel trinken darf, wie man möchte. Ein Gigant dieser Branche ist die Kette Royal Host, die 1971 in Fukuoka gegründet wurde. Überall im Land stösst man auf dessen unverkennbares oranges Logo. Nun hat auch hier die Corona-Krise eingeschlagen. Im April sank der Umsatz um 57,9 Prozent. Im ersten Halbjahr rechnet man mit einem Verlust in der Höhe von 15,5 Milliarden Yen. Aus diesem Grund hat sich die Konzernführung entschieden, 70 nicht profitable Ableger von Royal Host, Tendon Tenya und anderen firmeneigenen Ketten bis Ende 2021 zu schliessen. Das entspricht 10 Prozent sämtlicher Royal Holdings-Restaurants. Es handelt sich um den grössten Abbau in der Firmengeschichte.
SAMSTAG: Japan im Backfieber
In der Zeit des Lockdowns haben offenbar viele die Freude am Backen entdeckt. Die Suche nach Rezepten für Brot und Süssgebäck hat sich zu einem neuen Trend im Internet entwickelt. Seit Wochen mangelt es zudem in vielen Supermärkten an Mehlprodukten. Auch das Landwirtschaftsministerium bestätigt die seit März stark gestiegene Nachfrage nach Mehl, Butter und Hefe. Zugleich vermeldet es eine beruhigende Nachricht: Es gebe genug Mehl in den Lagern. Wegen der neuen Kauffreude komme die Branche jedoch mit dem Ausliefern zurzeit nicht nach. Ein ähnliches Phänomen erlebte Japan bereits mit dem Toilettenpapier (Asienspiegel berichtete).
SONNTAG: Die Warnung aus Hokkaido
Japan startet die zweite Phase. In 39 von 47 Präfekturen ist der Notstand aufgehoben (siehe Donnerstag). Am Wochenende haben viele Kaufhäuser wieder vollständig eröffnet. Auch Osaka, das offiziell noch im Notstand ist, lockert die Restriktionen. Die Freude vermischt sich bereits mit einer neuen Sorge vor der zweiten Welle. Die Regierung hat die Bevölkerung aufgerufen, nicht nachlässig zu werden. Es gelte, wachsam zu bleiben. Auch aus Hokkaido kommt eine Warnung des Gouverneurs. Naochimi Suzuki schrieb gestern in einem Tweet, dass er die aktuelle Situation im Rest des Landes nur zu gut kenne. Er selber habe bereits am 18. März – nach dem Ende der ersten Welle auf der Nordinsel – von einer neuen Phase gesprochen und dem Willen, die Vorsichtsmassnahmen mit der Wirtschaft in Einklang zu bringen. Was folgte, war eine viel stärkere zweite Welle (siehe Grafik oben) (Asienspiegel berichtete). «Wir in Hokkaido kennen den Schrecken einer zweiten Welle», lautet seine Warnung an den Rest des Landes. Die Nordinsel sei der einzige Orte in Japan, der diese Erfahrung bereits machen musste. In Sapporo werden auch dieses Wochenende die Menschen gebeten, zu Hause zu bleiben.
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