Japans Fahrplan für den Tourismus
Ein Rückblick auf Ereignisse, die Japan in der Woche vom 25. Mai bis 31. Mai 2020 beschäftigt haben.
MONTAG: Die Maske wird zum Mode-Accessoire
Lange betonte Uniqlo-Besitzer Tadashi Yanai, dass seine Firma ein Kleider- und kein Maskenhersteller sei. Nun hat er seine Meinung offenbar geändert. Japans grösste Modekette wird künftig Masken herstellen, die auf der firmeigenen Airism-Technologie basieren. Es handelt sich dabei um einen leichten und atmungsaktiven Stoff, der speziell für die heissen Sommermonate konzipiert wurde. Uniqlo betont, dass dieser Entscheid eine Reaktion auf die Anfragen vieler Kunden gewesen sei. Es ist nicht die erste Firma, die seit der Krise mit der Mundschutz-Produktion begonnen hat. Auch der Elektronikhersteller Sharp stellt seit März Masken her (Asienspiegel berichtete).
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
DIENSTAG: Der Fahrplan für den Tourismus
Der Notstand ist offiziell landesweit aufgehoben. Japan wird nun ebenfalls die wirtschaftlichen Aktivitäten schrittweise hochfahren. Hierzu gehört auch der Tourismus, der besonders stark unter der Krise leidet. Noch gibt diesbezüglich einige Restriktionen. Touristische Aktivitäten über die Präfekturgrenzen hinaus sollen erst ab dem 19. Juni teilweise wieder möglich sein. Ab dem 1. August will die Regierung den Inlandstourismus wieder vollständig hochfahren. Um die Branche wiederzubeleben, will der Staat mit einer speziellen Kampagne sogar bis zu 50 Prozent der Reisekosten der Japaner subventionieren (Asienspiegel berichtete). Der Einreisetourismus wird sich derweil noch gedulden müssen. Erst eben wurden die Einschränkungen bis 30. Juni 2020 verlängert. Somit bleiben die Einreiseverbote für 111 Länder, die Visaannullierungen sowie die Aufhebung der Visumfreiheit (wie für die Schweiz, Deutschland und Österreich) noch sicher einen weiteren Monat aufrecht. Ausserdem werden alle heimkehrenden Japaner am Flughafen auf Covid-19 getestet und müssen anschliessend 14 Tage in Quarantäne.
MITTWOCH: Das Izakaya-Sterben
Das staatliche Hilfspaket für die Wirtschaft wird alles in allem 233 Billionen Yen betragen. Das sind umgerechnet 2 Billionen Euro und entspricht 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes von Japan. Mit dieser Massnahme will die Regierung Abe die Wirtschaft vor einem Totalabsturz bewahren. Alle Bereiche wird man damit aber nicht retten können. Im zweiten Quartal rechnen Experten mit einem Rückgang um 20 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Gastronomie ist besonders betroffen. Viele Restaurants im Land werden sich nicht so schnell an die «neue Normalität» anpassen können. So hat die Izakaya-Kette Watami bereits angekündigt, 65 Ableger zu schliessen. Diese seien schlichtweg nicht mehr in der Lage, profitabel zu arbeiten. Watami betreibt insgesamt 491 Restaurants im ganzen Land. Im April musste sie wegen der Notlage rund 400 Ableger provisorisch schliessen. Dies führt zu einem Umsatzeinbruch von über 90 Prozent. Das Unternehmen hat angekündigt, sich künftig vermehrt auf das Takeaway- und Delivery-Geschäft zu fokussieren. Der Gastronomie-Konzern Colowide, der unzählige Izakaya-Ketten wie zum Beispiel Yakitori Center, La Pausa oder Freshness Burger führt, hat derweil beschlossen, 196 seiner Restaurants zu schliessen. In Japan führt Colowide 2511 Restaurants. Bereits Mitte Mai hatte die Family Restaurant-Kette Royal Host entschieden, 70 Ableger bis 2021 nicht mehr weiterzubetreiben (Asienspiegel berichtete).
DONNERSTAG: Die Sommerhitze und die Maske
Die extreme Sommerhitze ist in Japan ein alljährlich wiederkehrendes Problem. Rund 70’000 Menschen werden wegen Hitzschlags in ein Krankenhaus eingeliefert. Die japanische Wetterbehörde geht aktuell von überdurchschnittlich hohen Temperaturen während der Monate Juni bis August aus. Die Tatsache, dass viele Menschen wegen der Covid-19-Gefahr im Sommer Maske tragen werden, stellt das Gesundheitswesen vor ein neues Problem. Denn der Mundschutz verträgt sich nur schwer mit der Sommerhitze (Asienspiegel berichtete). Um eine zusätzliche Hitzschlag-Welle zu verhindern, hat die Gesundheitsbehörde ihre Ratschläge angepasst. Demnach empfiehlt sie, an heissen Tagen an der freien Luft keine Maske zu tragen, solange man einen Abstand von 2 Metern zu anderen Personen sicherstellen kann. Ist ein Mundschutz unumgänglich, dann sollte man von schweren Arbeiten oder sportlichen Aktivitäten in der Hitze absehen. Ausserdem werden Maskenträger gebeten, regelmässig im sicheren Abstand Ruhepausen ohne Mundschutz einzulegen.
FREITAG: Die Wiedereröffnung des Skytree
Am Donnerstag eröffnete der Tokyo Tower seine Tore wieder, jedoch mit einigen Anpassungen. So werden die Besucher neu gebeten, die Aussentreppe zu benutzen, um auf die 150 Meter hohe Aussichtsplattform zu gelangen (Asienspiegel berichtete). Nun folgt auch der 634 Meter hohe Fernsehturm Skytree. Nach einer dreimonatigen Zwangspause wird morgen Samstag, 30. Mai 2020, der Betrieb wieder aufgenommen. Für eine Besteigung ist der Turm mit seinen Aussichtsplattformen auf 350 und 450 Metern jedoch viel zu hoch. Stattdessen wird man die Zahl der Besucher auf maximal 2000 pro Tag begrenzen, um die Abstandsregeln in den Aufzügen zu gewährleisten. Gewöhnlich zählt der Skytree täglich 12’000 Gäste. Es gilt zudem Maskenpflicht. Beim Eingang wird die Körpertemperatur jeder Person gemessen.
WOCHENENDE: Ein neuer Covid-19-Hotspot
Der Ausnahmezustand ist in allen Landesteilen beendet. Die Metropolregion Tokio fährt die wirtschaftlichen Aktivitäten, bei denen eine grössere Ansteckungsgefahr herrscht, in drei Phasen wieder hoch. In Phase 1, die seit dieser Woche gilt, dürfen die Restaurants und Bars bis 22 Uhr geöffnet haben. Museen, Bibliotheken und Sporteinrichtungen können ebenfalls wieder Besucher empfangen. In Phase 2, die am 1. Juni 2020 startet, nehmen die Paukschulen, Theater, Kinos und Fitnessstudios ihren Betrieb wieder auf. In Phase 3 folgen Pachinko-Hallen, Vergnügungsparks und Karaoke-Läden. Restaurants dürfen dann bis Mitternacht Kunden bedienen. Sämtliche Aktivitäten unterliegen Schutzkonzepten. Es handelt sich zudem lediglich um Forderungen ohne rechtlichen Zwang. Die Metropolregierung wird alle zwei Wochen eine Neubeurteilung vornehmen. Zugleich hat sich das Augenmerk der Krise auf die Stadt Kitakyushu verschoben. Dort kam es in den vergangenen acht Tagen zu insgesamt 85 Neuerkrankungen. Zuvor gab es in Kitakyushu drei Wochen lang keinen einzigen neuen Covid-19-Fall. Ein konsequentes Contact-Tracing soll eine zweite grosse Welle und ein Überschwappen auf andere Regionen verhindern (Asienspiegel berichtete). Kitakyushu ist zum ersten grossen Präzedenzfall in der Zeit nach dem Notstand geworden.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken