Die stille Erneuerung eines Wahrzeichens

Das Kaminarimon (dt. «das Donnertor») ist das äussere Eingangstor zum Tempel Sensō-ji im Tokioter Stadtteil Asakusa und zugleich ein Wahrzeichen der Hauptstadt. Auf den Seiten wachen die Statuen des Windgottes Fūjin und des Donnergottes Raijin. Über dem Eingangsbereich hängt übersehbar ein riesiger roter Lampion, der 700 Kilogramm schwer, 3,9 Meter hoch und 3,3 Meter breit ist und auf Japanisch Kaminarimon-daichōchin heisst. Darauf ragt in schwarzer Farbe der Schriftzug «Kaminarimon». 1960 wurde das Tor wiederaufgebaut (siehe Tweet unten), nachdem es 1865 durch einen Brand zerstört worden war. Seither wird diesem Bauwerk viel Sorge getragen.
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Erst vor wenigen Wochen wurde in aller Stille der riesige Lampion komplett erneuert, zum sechsten Mal seit dem Wiederaufbau, wie die Tokyo Shimbun berichtet. Zunächst wurde am 10. März die alte Vorrichtung entfernt (siehe Tweet unten). Daraufhin musste das Tor mehr als ein Monat ganz ohne sein rotes Wahrzeichen auskommen. Am Morgen des 17. Aprils, als die Regierung gerade den landesweit Covid-19-Notstand ausrief, machten sich schliesslich fünf Handwerker daran, den neuen Lampion zu installieren. Seither erstrahlt der Kaminarimon-daichōchin in neuem Glanz (siehe Foto oben).
Den Auftrag für die Fertigung dieses Kunstwerks erhielt die Firma Takahashi-Chōchin. Das Traditionsunternehmen aus Kyoto hat Erfahrung bei dieser schwierigen Arbeit. Bei der letzten Erneuerung, im November 2013, war sie ebenfalls dafür zuständig. Es ist übrigens erst drei Jahre her, als die Dachziegel von 1960 komplett ersetzt wurden (Asienspiegel berichtete). Damals gab man sich viel Mühe, die Touristen während der Bauarbeiten nicht zu enttäuschen. Hierzu wurde eigens eine Abdeckung mit einer Fotografie des Originaldachs an das Baugerüst angebracht (siehe Tweet unten). Den Passanten gefiel es.
Die Leere während der Golden-Week

Diese Sorgen musste man sich dieses Mal nicht machen. Denn seit Ausbruch der Corona-Krise fehlen die Touristen. Eine Analyse des Telekomkonzerns KDDI verdeutlicht diesen Einbruch. Am 5. Mai 2020, mitten in der Golden Week, verzeichnete die Gegend rund um das Kaminarimon einen Passantenrückgang um 72,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Zu spüren bekommen dies insbesondere die Händler der legendären Nakamisedōri gleich hinter dem Donnertor. Diese 250 Meter lange schnurgerade Einkaufsstrasse mit ihren knapp 90 Geschäften führt vom Kaminarimon direkt zum inneren Eingangstor des Tempels Sensō-ji, dem Hōzōmon. Ihre Ursprünge reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Das macht sie zur ältesten erhaltenen und bis heute am meisten bevölkerten Einkaufsstrasse Japans. Während eines gewöhnlichen Kalenderjahres zählt man bis zu 30 Millionen Besucher.
Für die Ladenbesitzer sind nun schwierige Zeiten angebrochen. Viele haben ihre Läden für die Zeit des Notstands geschlossen. Dabei mussten sie erst kürzlich noch eine saftige Mieterhöhung hinnehmen (Asienspiegel berichtete). Es bleibt zu hoffen, dass der neue Lampion dazu beitragen wird, dass zumindest die inländischen Besucher schon bald wieder zurückkehren.
Die Nakamisedōri während der Golden-Week 2020
Am 10. März 2020 wird der alte Lampion entfernt
Ein Foto vom Wiederaufbaujahr 1960
2017 wurden die Dachziegel des Donnertors erneuert
Der Standort des Kaminarimon
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