Minus 99,9 Prozent: Japan ohne Touristen
Minus 99,9 Prozent. So stark gingen die Touristenzahlen in Japan zurück. Oder anders gesagt: Im Kirschblütenmonat April besuchten gemäss der JNTO 2900 ausländische Besucher den Inselstaat. Exakt ein Jahr zuvor waren es noch 2’926’685 internationale Touristen. Es sind seit der Einführung dieser Statistik 1964 so wenig wie noch nie. Zum ersten Mal überhaupt ist diese Zahl unter 10’000 gefallen. Der Abwärtstrend begann bereits im Februar 2020. Damals wurden 1,085 Millionen internationale Touristen verzeichnet, 58 Prozent weniger als im Vorjahr. Im März brach diese Zahl auf 193’700 ein (Asienspiegel berichtete).
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Wann und unter welchen Umständen diese letzten 2900 Gäste noch ins Land gelangten, wird nicht genauer beschrieben. Jedenfalls ist seit dem 3. April 2020 eine Einreise fast nicht mehr möglich (Asienspiegel berichtete). Sollte man dennoch ins Land gelangen, wie zum Beispiel Heimkehrer mit japanischer Staatsbürgerschaft, dann wird man noch am Flughafen auf Covid-19 getestet und in eine zweiwöchige Selbstquarantäne geschickt. Die meisten dieser strikten Massnahmen gelten bis 31. Mai 2020, können aber jederzeit verlängert werden.
Die Folgen für die Wirtschaft
Der Stillstand hat Folgen für die Wirtschaft. 2019 reisten insgesamt 31,88 Millionen internationale Touristen nach Japan. Sie gaben umgerechnet knapp 41 Milliarden Euro aus (4,8 Billionen Yen). Das waren sechs Mal mehr als noch 2011. Für das Land wurde der über Jahrzehnte vernachlässigte Inbound-Tourismus zu einem immer wichtigeren Wirtschaftszweig. In diesem Jahr peilte die Regierung 40 Millionen ausländische Touristen und Einnahmen in der Höhe von 8 Billionen Yen an. Die hierfür notwendige Infrastruktur wurde in den vergangenen fünf Jahren stark ausgebaut.
Nun stehen die Hotels leer, manche sind sogar schon Pleite gegangen (Asienspiegel berichtete). In den touristischen Orte ist es ruhig geworden. Die Krise trifft dabei sämtliche Facetten dieser Branche. So stehen beispielsweise auch 26’000 lizenzierte Fremdenführer, die sich auf ausländische Gäste spezialisiert haben, vor einer ungewissen Zukunft.
Wiedereröffnung ungewiss
Bis wann sich der Inbound-Tourismus wieder erholen wird, bleibt ungewiss. Der japanische Aussenminister Toshimitsu Motegi meinte letzte Woche, dass man eine Öffnung erst tätigen werden, sofern dies die Lage in Japan und im Ausland zulasse. Man werde zunächst nur «absolut notwendigen Personen» die Einreise erlauben (Asienspiegel berichtete). Der japanische Chefkabinettssekretär Yoshihide Suga bezeichnete nur einen Tag später eine klare Vorhersage für mögliche Lockerungen der Einreisesperre als schwierig.
Die International Air Transport Association (IATA) rechnet sogar, dass der Langstrecken-Flugverkehr erst 2024 wieder auf das Niveau von 2019 zurückkehren wird. ANA und JAL gehen genauso wenig von einer baldigen Erholung aus. Beide japanischen Airlines haben ihre internationalen Verbindungen im Juni um über 90 Prozent reduziert. In der aktuellen Woche finden in Japan lediglich 160 internationale Flüge statt. Zu normalen Zeiten sind es 5000 bis 6000.
Für die japanische Tourismusbranche heisst diese Entwicklung eine Rückkehr zu den Ursprüngen. Sie wird sich wieder ganz auf die inländische Kundschaft verlassen müssen, die selbst bis zuletzt 80 Prozent der Nachfrage im japanischen Tourismusgeschäfts generiert hatte.
Die SWISS fliegt ab Juni wieder nach Tokio
Es gibt aber auch gute Nachrichten in diesen unvorhersehbaren Zeiten. Neben der Lufthansa, die ihre Verbindungen nach Haneda aufrechterhalten hat, will nun ab Juni auch die SWISS wieder nach Japan fliegen.
Ab dem 1. Juni sollen zwei Flüge pro Woche stattfinden (Mo / Do: Zürich ab 22:40 Uhr, Narita an 17:20 Uhr und Mi / Sa: Narita ab 10:25, Zürich an 15:35). So sieht es zumindest der neue Flugplan vor. SWISS betont dabei, dass hierbei zusätzlich Fracht befördert werde, um die globalen Lieferketten zu stützen. Das könnte bedeuten, dass die japanische Post womöglich ab Juni den Luftpostversand in die Schweiz wieder aufnehmen wird. Es wäre zumindest ein erster Schritt in der Annäherung an den Inselstaat.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken