Ein neuer Film von Studio Ghibli

«Erinnerungen an Marnie»1 von Regisseur Hiromasa Yonebashi hiess der letzte abendfüllende Anime des legendären Studio Ghibli. Das war 2014. Seither ist es in diesbezüglich ruhig geworden. Hayao Miyazaki vertröstete seine Fan-Gemeinde mit dem Kurzfilm «Boro the Caterpillar»2, der seit 2018 exklusiv im Ghibli-Museum ausgestrahlt wird (Asienspiegel berichtete). Zugleich kündigte er an, dass er mit «How Do You Live?»3 an einem neuen Anime in Spielfilmlänge arbeitet.
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Wann dieser Film in die Kinos kommen wird, weiss jedoch niemand. Im Mai 2020 waren laut Ghibli-Produzent Toshio Suzuki 36 Minuten des neuen Werks vollendet. Zurzeit seien 60 Mitarbeiter mit der Produktion beschäftigt. Der 79-jährige Hayao Miyazaki zeichnet wie gewohnt alles von Hand. Auf diese Weise produziert das Team rund 1 Minute Animation pro Monat. Suzuki hofft somit, dass der Film in den kommenden drei Jahren in die Kinos kommen wird.
Der neue Film von Ghibli

Für die ungeduldigen Fans gibt es Zwischenzeit eine erfreuliche Nachricht. Denn «How Do You Live?» ist nicht das einzige Projekt, an dem Studio Ghibli arbeitet. Schon im kommenden Winter wird ein brandneuer abendfüllender Anime aus dem Hause Ghibli Premiere feiern und dies für einmal nicht im Kino, sondern auf dem öffentlich-rechtlichen Sender NHK. Der Titel dieses neuen Anime heisst «Aya and the Witch»4 und wird gemeinsam mit NHK Enterprises produziert. Es handelt sich um eine Adaption des Kinderromans «Earwig and the Witch» der verstorbenen britischen Autorin Diana Wynne Jones. Die Geschichte handelt von einem Mädchen mit magischen Kräften, das glücklich in einem Waisenhaus aufwächst, bis sie von einer bösartigen Hexe adoptiert wird. Mit Intelligenz, Zauberkunst und einer Katze stellt sie sich der Hexe entgegen.
2012 veröffentlichte der Verlag Tokuma Shoten – der bis 2005 der Mutterkonzern von Studio Ghibli war – eine japanische Übersetzung, die mit Zeichnungen der Künstlerin Miho Satake illustriert wurde. Hayao Miyazaki gefiel die Geschichte und die Aufmachung derart gut, dass er sich zu einer Adaption entschloss. Es ist übrigens nicht die erste Arbeit von Diana Wynne Jones, die den Altmeister fasziniert. Die Britin schrieb 1986 den Roman «Howl’s Moving Castle»5, den Miyazaki 2004 zu einem abendfüllenden Anime machte.
Eine Revolution für Ghibli

Da Hayao Miyazaki mit seinem eigenen Projekt zu Genüge beschäftigt ist, hat Sohn Goro Miyazaki («Die Chroniken von Erdsee»6, «Der Mohnblumenberg»7) die Regie für «Aya and the Witch» übernommen – und vollführt dabei gleich eine kleine Revolution im Hause Ghibli. So ist «Aya and the Witch» der erste abendfüllende Anime, der komplett in 3D-Computergrafik realisiert wurde. Die ersten veröffentlichten Bilder offenbaren diesen Schritt ins neue Ghibli-Zeitalter. Es ist ein völlig neues Erscheinungsbild, das für manche Fans gewöhnungsbedürftig sein wird. Man darf daher gespannt auf die Reaktionen sein.
Bei den Kritikern stösst der Film jedenfalls auf Anklang. «Aya and the Witch» gehört zu den 56 auserwählten Filmen der «Official Selection 2020» -Liste des Filmfestivals von Cannes. Damit darf sich der Anime mit dem begehrten Label des Cannes Film Festival schmücken.
Erst der zweite Fernsehfilm

Noch hat NHK das genaue Datum für die Erstausstrahlung noch nicht bekanntgegeben. Es wird jedoch angenommen, dass es irgendwann zwischen Januar und März 2021 der Fall sein wird. Für Ghibli ist es übrigens erst der zweite Fernsehfilm. Der erste war «Flüstern des Meeres – Ocean Waves»8, der im Jahr 1993 auf Nippon TV Premiere feierte.
- Originaltitel: 思い出のマーニー (omoide no mānī) ↩
- Originaltitel: 毛虫のボロ (kemushi no boro) ↩
- Originaltitel: 君たちはどう生きるか / «Kimitachi wa dō ikiruka?». Deutscher Titel noch nicht bekannt. ↩
- Originaltitel: アーヤと魔女 (āya to majo) ↩
- jp. Titel: ハウルの動く城 (hauru no ugoku shiro) ↩
- Originaltitel: ゲド戦記 (gedo senki) ↩
- Originaltitel:コクリコ坂から (kokurikozaka kara) ↩
- Originaltitel: 海がきこえる (umi ga kikoeru) ↩
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