«Gin­za Hoko­ten»: Tokios Fussgängerparadies

Autofrei: Die Ginza an einem Wochenende. (Archivbild)
Auto­frei: Die Gin­za an einem Wochen­en­de. (Archiv­bild) Asi­en­spie­gel

Jeweils am Wochen­en­de ver­wan­delt sich die Chūō-dōri in Gin­za, Asi­ens ältes­te Ein­kaufs­stras­se im west­li­chen Stil (Asi­en­spie­gel berich­te­te), zu einem Anzie­hungs­punkt für Fuss­gän­ger. Auf einer Län­ge von 1 Kilo­me­ter wer­den Autos und Velo­fah­rer von die­ser präch­ti­gen Ein­kaufs­mei­le ver­bannt. Jeweils von 12 bis 18 Uhr (von Okto­ber bis März bis 17 Uhr) wird die­se Ave­nue so zur längs­ten Fuss­gän­ger­zo­ne des Lan­des. Auf Japa­nisch spricht man von Hokōs­ha­teng­ko­ku oder kurz Hoko­ten1 , dem «Fuss­gän­ger­pa­ra­dies». Son­nen­schir­me und Bän­ke laden dann zum Ver­wei­len ein. Gin-bura, der Gin­za-Bum­mel2, ist dann ange­sagt. An schö­nen Tagen strö­men bis zu 300‘000 Men­schen an die­sen Ort.

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Die Geschich­te der Gin­za-Hokōs­ha­ten­go­ku ist ein hal­bes Jahr­hun­dert alt. Am Sonn­tag, dem 2. August 1970, wur­de die Chūō-dōri zum ers­ten Mal zur tem­po­rä­ren Fuss­gän­ger­zo­ne. Es war eine Ant­wort auf die Umwelt­pro­ble­me, die der Auto­ver­kehr und der unge­brems­te Wirt­schafts­boom aus­ge­löst hat­ten. Auch in den gros­sen Ein­kaufs­stras­sen der Bezir­ke Shin­juku, Ike­bu­kuro und Asa­ku­sa wur­den ähn­li­che Pro­jek­te umge­setzt. Die Gin­za-Fuss­gän­ger­zo­ne ist jedoch geblie­ben. Jedes Wochen­en­de und an allen Fei­er­ta­gen wird sie so zum beson­de­ren Anzie­hungs­punkt für eine gan­ze Stadt. 2017 wur­de sie sogar mit dem Long Life Design Award ausgezeichnet.

Die drei­mo­na­ti­ge Zwangspause

Das Wako-Kaufhaus mit dem Glockenturm.
Das Wako-Kauf­haus mit dem Glo­cken­turm. Asi­en­spie­gel

Man ist auch stolz dar­auf, dass die­ser Brauch fast ohne Unter­bruch fort­ge­führt wer­den konn­te. Ein­zig Tai­fu­ne, Erd­be­ben und schwe­re Schnee­fäl­le wur­den als mög­li­che Absa­ge­grün­de gelis­tet. Mit dem Coro­na­vi­rus hat­te jedoch nie­mand gerech­net. Als sich die Kri­se am 28. März 2020 in Tokio zuspitz­te, ent­schie­den sich die Orga­ni­sa­to­ren, auf die­ses Ereig­nis zu ver­zich­ten. Es folg­te der längs­te Unter­bruch des Gin­za-Fuss­gän­ger­pa­ra­die­ses. Drei Mona­te lang blie­ben die bum­meln­den Mas­sen weg. 

Am Sams­tag, 13. Juni 2020, wag­te das Quar­tier nun den Neu­an­fang3. Der his­to­ri­sche Uhren­turm des Kauf­hau­ses Wako läu­te­te die­sen Moment mit einem spe­zi­el­len Glo­cken­spiel ein, das dem medi­zi­ni­schen Per­so­nal gewid­met war. Die Gin­za-Fuss­gän­ger­zo­ne macht dabei den ers­ten Schritt. Die zwei ande­ren gros­sen sonn­täg­li­chen Tokio­ter Fuss­gän­ger­zo­nen in Aki­ha­ba­ra und Shin­juku machen bis auf Wei­te­res eine Pause. 

Die ers­te Fuss­gän­ger­zo­ne Japans

Übri­gens wur­de die Idee der Fuss­gän­ger­zo­ne nicht in Tokio, son­dern in der Gross­stadt Asa­hi­ka­wa auf der Nord­in­sel Hok­kai­do zum ers­ten Mal umge­setzt. Dort wur­de die Hei­wa-Ave­nue schon 1969 für 12 Tage ver­suchs­wei­se für den Auto­ver­kehr gesperrt. 1971 ging die Stadt einen Schritt wei­ter und ver­wan­del­te die Stras­se zu einer per­ma­nen­ten 1 Kilo­me­ter lan­gen und 20 Meter brei­ten Fuss­gän­ger­zo­ne. Es war im Auto­land Japan eine Pio­nier­tat. Einen ähn­li­chen Weg will nun auch die Metro­po­le Osa­ka beschrei­ten. Dort plant man eben­falls die gros­se Midō­su­ji-Ave­nue bis 2037 zu einer exklu­si­ven Fuss­gän­ger- und Fahr­rad­zo­ne zu machen (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Der Stand­ort der Chūō-dōri in Ginza

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