Japans extreme Sommerhitze

Bereits vergangene Woche erlebte Japan die ersten Hitzetage des Jahres. Mancherorts stiegen die Temperaturen auf über 35 Grad an (Asienspiegel berichtete). Solche Tage werden sich bis in den September hinein wiederholen. Wer in dieser Zeit schon einmal in Japan war, der weiss, dass die japanische Sommerhitze unerbittlich sein kann. Jährlich werden über 50’000 Menschen wegen Hitzschlags in ein Krankenhaus eingeliefert. In den vergangenen zwei Jahren stieg diese Zahl dramatisch an. Im Hitzesommer 2018 waren es unglaubliche 95’137 und im letzten Jahr 71’317.
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Die extreme Hitze ist für Japan eine Naturgefahr, die genauso wie Erdbeben, Taifune, Vulkanausbrüche und Überschwemmung von der Wetterbehörde viel Aufmerksamkeit erfordert. Die üblichen Präventionskampagnen (Asienspiegel berichtete)1 scheinen hier nicht mehr auszureichen. Die Regierung geht nun einen Schritt weiter.
Ab Juli führt sie den Hitzschlag-Alarm2 ein. Dieser soll die Bevölkerung per Fernsehen, Smartphone, E-Mail und Radio über einen anstehenden gefährlichen Hitzetag warnen. Der Alarm wird jeweils um 17 Uhr am Vortrag verbreitet. An Tagen mit einer extrem hohen Gesundheitsgefahr wird um 5 Uhr am Morgen noch einmal eine Warnung ausgelöst.
Die Hitzestress-Temperaturen

Als Richtlinie dient hierzu die Hitzestress-Karte, die vor zwei Jahren eingeführt wurde (Asienspiegel berichtete). Die Wetterbehörde3 ermittelt dabei anhand von Daten aus 840 Messstationen die sogenannte «Wet Bulb Globe»-Temperaturen (WBGT), die sich von den normalen Lufttemperaturen insofern unterscheiden, dass sie auch die Feuchtigkeit und Sonneneinstrahlung miteinbeziehen. Dabei ist die Feuchtigkeit zentral, da sie dem Körper am meisten zu schaffen macht. Daher macht dieser Faktor 70 Prozent dieses Hitze-Indexes4 aus.
Die WBGT ermöglicht so genauere Angaben über die tatsächliche Hitzegefahr. Sie liegt gewöhnlich um 3 bis 4 Grad unter den Celsius-Temperaturen. So gilt bereits eine WBGT von 31 Grad als gefährlich. Von sportlichen Aktivitäten im Freien sollte man dann unbedingt absehen.
33 Grad als Auslöser
Eine Hitzschlag-Warnung wird die Regierung ab Wet-Bulb-Globe-Temperaturen von 33 Grad aussprechen. Das ist ein extrem hoher Wert, bei dem eine akute Gefahr für die Gesundheit besteht. Zwischen 2014 und 2018 kam dies exakt 34 Mal vor und dies ausschliesslich in den Monaten Juli und August. Das Umweltministerium rechnet damit, dass der neue Hitzschlag-Alarm sieben Mal pro Jahr ausgelöst werden muss. In diesem Fall wird die Bevölkerung gebeten, auf Aussenaktivitäten möglichst zu verzichten und sich ausreichend gegen die Hitze zu schützen.
Hierbei zählt das Prinzip, dass weniger mehr ist. Nur so schenkt die Bevölkerung diesen Warnungen auch wirklich Beachtung. Die Regierung hofft, dass damit die Zahl der schweren Hitzschlag-Fälle reduziert werden kann. Diese neue Warnsystem wird zunächst vom 1. Juli bis 28. Oktober in der Hauptstadtregion getestet5. 2021 soll es schliesslich landesweit eingeführt werden.
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