Covid-19: Warnstufe rot in Tokio
Die Entwicklung zeichnete sich seit Anfang Juli ab. Die Zahl der Covid-19-Fälle in der Hauptstadt Tokio ist seit zwei Wochen wieder im dreistelligen Bereich. An vier Tagen hintereinander waren es sogar über 200 Neuansteckungen. Das sind genau so viele Fälle wie Mitte April, als der Höhepunkt der ersten Welle in Tokio erreicht war (siehe Statistik unten). Am heutigen Donnerstag wurden 286 Covid-19-Fälle registriert. Ein neuer Höchststand.
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Trotz dieser besorgniserregenden Entwicklung tat Gouverneurin Yuriko Koike wochenlang nichts. Auf die Ausrufung des Toyko Alert wie Anfang Juni, als die Covid-19-Fälle an einem Tag auf bescheidene 34 hochschnellten, verzichteten sie (Asienspiegel berichtete). Stattdessen verwies sie auf die Zunahme der Tests und das vergleichsweise junge Alter der Erkrankten. Man habe die Situation im Griff, war der Tenor. Das Land wollte sich vom Weg der Öffnung der Wirtschaft und der vollständigen Wiederaufnahme der Reistätigkeit innerhalb des Landes nicht abbringen lassen (Asienspiegel berichtete).
Warnstufe rot
Nun hat jedoch ein Umdenken stattgefunden. Gouverneurin Yuriko Koike hat gestern für die Hauptstadt die vierte und höchste Warnstufe ausgerufen. Damit wird bestätigt, dass sich das Coronavirus wieder schneller verbreitet.
Koike hätte zudem das Recht, erneut Schliessungsforderungen für gewisse Branchen zu erlassen. Zunächst belässt sie es jedoch beim Aufruf, die Covid-19-Schutzmassnahmen im Alltag strikt umzusetzen. Noch gebe es genug Kapazitäten in den Krankenhäusern. Diese höchste Warnstufe ist daher hauptsächlich eine symbolische Aufforderung an die Bevölkerung, wieder mehr Vorsicht walten zu lassen.
Doch kein Sommer der Inlandsreisen?
Eine konkrete Folge könnte diese Entwicklung jedoch auf die Go To Travel-Kampagne haben, mit der die Regierung der Bevölkerung den Urlaub grosszügig subventionieren möchte (Asienspiegel berichtete). Am 22. Juli wäre eigentlich der Startschuss. Nun aber wird von Gesundheitsexperten, Oppositions- und Lokalpolitikern zunehmend Kritik laut. Der Zeitpunkt sei zu früh angesetzt worden. Eine plötzliche Zunahme von Inlandsreisen würde die Ansteckungswelle in die Höhe treiben.
Tatsächlich beschränkt sich der Covid-19-Neuanstieg nicht nur auf Tokio. In den Nachbarpräfekturen steigen die Zahlen ebenso kontinuierlich an, wie auch in Osaka. Dort wurden gestern 61 neue Fälle gezählt. Das sind so viele wie seit dem 20. April nicht mehr. 40 davon konnten nicht zurückverfolgt werden. Auch in anderen Präfekturen, in denen es lange ruhig war, ist das Coronavirus zurück. Nach Wochen der Lockerungen ist Koikes Warnung ein Weckruf. Diese Epidemie wird auch Japan noch längere Zeit beschäftigen.
Die Entwicklung der Covid-19-Fälle in Tokio
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