Der Aufbruch ins neue Shinkansen-Zeitalter
Am gestrigen 1. Juli 2020 erlebte Japans Bahnwelt eine Premiere, die es so nur alle paar Jahre gibt. Um 6:00 Uhr am Morgen fuhr der Shinkansen der neuen Baureihe N700S nach einer Zeremonie vom Bahnhof Tokio in Richtung Osaka und Fukuoka ab1. Damit läutete der Betreiber JR Central ein neues Zeitalter für den japanischen Hochgeschwindigkeitszug ein. Immerhin handelt es sich um die sechste Shinkansen-Generation 2 auf dieser historischen Strecke. Die Baureihe 0 leitete 1964 kurz vor den Olympischen Spielen das Zeitalter des Hochgeschwindigkeitszugs ein. Es folgten die Tokaido-Shinkansen-Baureihen 100 (1985), 300 (1992), 700 (1999) und N700 (2007).
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Aktuell sind 4 Kompositionen des N700S im Einsatz. Diese Zahl wird nun laufend erhöht. Bis Ende März 2021 sollen es bereits 12 sein, bis 2022 werden 40 dieser neuartigen Shinkansen zwischen Tokio und Hakata in Fukuoka unterwegs sein. Mit der Einführung hat sich JR Central endgültig von der älteren Baureihe 700 verabschiedet (Asienspiegel berichtete), die 1999 in Dienst gestellt wurde und durch die schnabelförmigen Shinkansen-Nase auffiel, die das laute Knallgeräusch bei der Tunneleinfahrt entscheidend verringerte.
S steht für «Supreme»
Auch der N700S – das S steht für «Supreme» – hat diese Formensprache beibehalten, mit dem kleinen Unterschied, dass die Linienführung der Nase aerodynamisch verbessert wurde. In einer Testphase vom Juni 2019 erreichte der neue Zug eine Spitzengeschwindigkeit von 360 km/h. Im Alltagsbetrieb wird der N700S aber nicht schneller als 285 km/h fahren dürfen3. Die Strecke hat zu viele Kurven und fährt durch zu viele Wohngebiete.
Eine wesentliche technische Neuerung ist der Einbau von leistungsfähigen Batterien. Diese ermöglichen, dass selbst nach Stromausfällen die Toiletten weiterhin benutzbar sein werden. Ausserdem kann der Shinkansen damit nach einem Notstopp zu einem sicheren Ort weiterfahren. Erstmals wurden LED-Scheinwerfer installiert und der Bremsweg im Fall eines Stopps bei einem Erdbeben nochmals verkürzt (Asienspiegel berichtete). Es ist nur eine kleine Auswahl vieler technischer Neuerungen.
Die neue Inneneinrichtung des N700S
Im Innern wird der Shinkansen einige neue sichtbare Annehmlichkeiten bieten4. Sämtliche Sitze sind mit Steckdosen in den Armlehnen ausgerüstet, damit man auf der Fahrt Laptop, Tablet und Smartphone aufladen kann. Die Rückenlehne lässt sich gemeinsam mit der Sitzfläche nach hinten stellen.
In der Normalklasse gibt es reservierte Flächen für Rollstuhlfahrer. Ausserdem hat man bei den Ein- und Ausgängen Ablageflächen für grosse Koffer installiert. Ausnahmen bilden die Wagen 1 und 11. Damit holt der N700S etwas nach, das Baureihen andere Shinkansen-Strecken schon lange anbieten (Asienspiegel berichtete). Auch die Toilettenräume wurden um rund 20 Prozent vergrössert.
Für die Shinkansen-Fans hat der Betreiber einen speziellen Fahrplan publiziert, der genau anzeigt, wann und wo der N700S im Juli unterwegs sein wird (siehe Tweet unten). Auch 56 Jahre nach der Einführung scheint die Liebe der Japaner zum Shinkansen ungebrochen.
Der Fahrplan und weitere Tweets
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