Die Ruhe vor dem Taifun
Japan wird auch dieses Jahr von den Naturgewalten nicht verschont. Anfang Juli hinterliess unaufhörlicher Starkregen eine Spur der Verwüstung auf der Südinsel Kyushu wie auch in der Präfektur Gifu. Nun kämpft der Nordosten der Hauptinsel Honshu mit den Folgen historisch starke Niederschläge. In der Präfektur Yamagata trat der Mogamigawa, immerhin der siebtlängste Fluss des Landes, am Dienstag an mehreren Stellen über die Ufer. Die Regenzeit hinterlässt ihre Spuren. An einer ganz anderen Wetterfront ist es derweil verdächtig ruhig.
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Während des ganzen Monats Juli ist in der asiatisch-pazifischen Region noch kein einziger Taifun entstanden. Das gab es seit 1951, dem Beginn der Aufzeichnungen der japanischen Wetterbehörde, noch nie. Normalerweise ist der Juli jeweils der Auftakt in die Taifun-Saison, die im August und September jeweils den Höhepunkt erreicht. In diesem Kalenderjahr wurden jedoch erst zwei Taifune registriert, nämlich im Mai und Juni. Dies erinnert an die Jahre 2010 und 1998, als über das ganze Jahr hinweg lediglich 14 und 16 Taifune über dem Pazifik entstanden.
Unberechenbare Taifune
Durchschnittlich entstehen im asiatischen Pazifik pro Jahr 25,6 Taifune. Im Juli sind es 3,6, im August 5,8 und im September 4,9. Davon schaffen es drei bis vier bis auf die japanischen Inseln, wobei sich diese Zahl in den letzten Jahren gehäuft hat. 2018 und 2019 zogen jeweils fünf dieser Stürme über Japan. Im vergangenen Jahr richteten gleich zwei Taifune grosse Schäden im Osten und Nordosten des Landes an (Asienspiegel berichtete).
Das statistische Rekordjahr bleibt nach wie vor 2004. Damals erreichten gleich 10 Taifune das japanische Festland. Es gibt aber auch Jahre, in denen Japan komplett von Taifunen verschont bleibt. Das war 1984, 1986, 2000 und 2008. Wie der Jahrgang 2020 wird, ist schwer abzuschätzen. Die Taifun-Saison ist noch jung. Selbst im Oktober können zerstörerische Taifune auftreten, wie der Taifun Hagibis (Nr. 19) im vergangenen Jahr verdeutlichte.
Der verheerendste Taifun von 1959
Japan ist heute dank einer modernen Infrastruktur und ausgeklügelten Warnsystem vergleichsweise gut gegen diese Naturgewalt gerüstet. Viele Menschenleben können dank dieser koordinierten Vorsorgemassnahmen gerettet werden.
Die Grundlage hierzu bildete die Erfahrung des Taifuns «Isewan» (auch «Vera» genannt) im September 1959. Dieser landete in der Bucht von Ise und zog bis über Nord-Honshu. Fast 150‘000 Gebäude wurden damals zerstört, über 5000 Menschen kamen ums Leben. Nur das Grosse Erdbeben von Tokio 1923 (Asienspiegel berichtete) und das Grosse Erdbeben von Kobe 1995 (Asienspiegel berichtete) forderten mehr Tote. Der wirtschaftliche Schaden belief sich auf geschätzte 600 Milliarden Yen. 1,5 Millionen Menschen wurden obdachlos.
Der Taifun Isewan löste nachhaltige Reformen aus. Eine landesweit koordinierte Katastrophenvorsorge sowie eine Verbesserung des Hochwasserschutzes entstanden aus dieser Katastrophe heraus. Die gewaltigen Herausforderungen in diesem Bereich bleiben, insbesondere wegen der globalen Erwärmung.
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