EU öffnet Grenzen, Japan bleibt hart
Für die japanischen Touristen und Geschäftsleute gibt es gute Nachrichten. Sie dürfen ab dem 1. Juli 2020 wieder in die EU- und Schengen-Staaten einreisen. Japan gehört zu den 15 Ländern, die der Europäische Rat zurzeit aus epidemiologischer Sicht als sicher betrachtet.
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Zu dieser gestern veröffentlichten Empfehlungsliste gehört auch Südkorea. Derweil werden für die Chinesen die Grenzen nur geöffnet, sofern auch EU-Bürger im Gegenzug nach China einreisen dürfen. Für die USA, Russland und Brasilien bleiben die Grenzen nach Europa vorläufig geschlossen. Der europäische Rat wird diese Liste alle zwei Wochen überprüfen und nötigenfalls anpassen. Nach über drei Monaten endet somit die strikte Grenzschliessung des EU- und Schengen-Raums.
Japan bleibt hart
Umgekehrt sieht es aber nicht danach aus, dass Japan so schnell die Grenzen öffnen wird. Man werde nicht aufgrund eines simplen Reziprozitätsprinzips1 eine Entscheidung fällen, stellte ein japanischer Regierungsoffizieller gegenüber der Nikkei Shimbun am vergangenen Samstag klar. Oder anders gesagt: Nur weil die EU die Grenzen wieder öffnet, bedeutet dies nicht, dass Japan dasselbe tut.
Noch betrachtet Tokio die Covid-19-Lage in Europa als zu unsicher. Für die europäischen Staaten hält der Inselstaat die Reisewarnung der Stufe 3 («Keine Reisen in diese Länder») aufrecht. Ausserdem werden Japaner, die aus dem Ausland zurückkehren, am Flughafen getestet2 und müssen anschliessend zwei Wochen in Quarantäne.
Eine Lockerung ist nicht absehbar, ganz im Gegenteil. Eben erst hat Japan die Einreiseverbotsliste um 18 Nationen erweitert3. Somit ist es Menschen aus insgesamt 129 Ländern zurzeit nicht möglich, nach Japan einzureisen4. Davon betroffen sind auch alle europäischen Staaten. Genauso bleibt die Visumfreiheit5 für Länder wie die Schweiz, Deutschland und Österreich aufgehoben. Diese Regelung gilt aktuell bis zum 31. Juli 2020, kann aber jederzeit verlängert werden.
Die Grenzöffnung in kleinen Schritten
Japan setzt vielmehr auf eine Politik der Grenzöffnung in kleinen Schritten. Zunächst werden vietnamesische Geschäftsleute wieder einreisen dürfen. Auch mit Thailand wird man ein ähnliches Abkommen abschliessen. Weitere Länder, die schon bald zum Zug kommen können, sind Taiwan, Südkorea und China. Auch Brunei und Myanmar sind auf dieser Liste. Europa wurde diesbezüglich noch kein einziges Mal erwähnt.
Ob die Grenzöffnung der EU nun in Tokio zu einem Umdenken führen wird, ist eher unwahrscheinlich. Chefkabinettssekretär Yoshihide Suga blieb an einer heutigen Pressekonferenz vage. Er meinte lediglich, dass man bei der Grenzöffnung schrittweise weitere Nationen miteinbeziehen werde. Hierbei werde man die epidemiologische Situation und andere Faktoren berücksichtigen.
Man muss zurzeit davon ausgehen, dass Japan zunächst mal die Auswirkungen der innereuropäischen Grenzöffnung abwarten will. Eine Japan-Reise wird somit frühestens ab Herbst 2020 oder viel wahrscheinlicher erst im Frühjahr 2021 wieder möglich sein. Das Risiko einer neuerlichen Infektionswelle wegen touristischen Einreisen möchte Japan auf alle Fälle verhindern. Zu viel steht auf dem Spiel.
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