Japans coronafreie Präfektur
DIE WOCHE IM RÜCKBLICK – An diesem Feiertagswochenende hätten die Olympischen Spielen begonnen (Asienspiegel berichtete). Stattdessen kämpft Japan wie so viele andere Länder mit einer zweiten Welle. Die aktuellen Zahlen versprechen nichts Gutes. Der Inselstaat hat die schlechteste Woche in dieser Krise hinter sich. Am Donnerstag wurden mit knapp 1000 neuen Covid-19-Fällen ein neuer Höchststand erreicht. In Tokio wurden an diesem Tag 366 Neuansteckungen registriert, auch dies ein neuer Rekord (Asienspiegel berichtete).
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In der Hauptstadt bat Gouverneurin Yuriko Koike die Bevölkerung, an diesem Wochenende möglichst keine Ausflüge zu unternehmen. Eine Mehrheit der Gouverneur fordert derweil eine griffigere Notstands-Gesetzgebung, die den Präfekturen die Möglichkeit gibt, Geschäfte und Veranstaltungen mit Androhung von Geldstrafen temporär zu schliessen. Bislang müssen die Behörden mit rechtlich nicht bindenden Forderungen arbeiten.
Trotz der steigenden Zahlen bleibt die Zentralregierung im Vergleich zum April noch untätig. Auf einen Notstand möchte sie möglichst verzichten. Von einer «zweiten Welle» will sie nicht sprechen. Stattdessen verweist sie darauf, dass es zurzeit weitaus weniger schwere Fälle gibt als im April. Es seien nach wie vor jüngere Menschen betroffen. Vielmehr bemüht sich die Regierung darum, die angeschlagene Wirtschaft wieder anzukurbeln, stets mit der Betonung, dass man die Schutzmassnahmen einzuhalten habe.
Die Ausnahmeregion Iwate
Tatsächlich ist die Lage je nach Region unterschiedlich. Die Metropolen Tokio und Osaka bleiben nach wie vor am stärksten betroffen. Nagoya und andere bevölkerungsstarke Regionen verzeichnen ebenfalls einen Aufwärtstrend. Derweil scheint die Corona-Krise an einer Präfektur spurlos vorbeizugehen. In Iwate im Nordosten des Landes gab es bis zum heutigen Tag keinen einzigen positiv getesteten Fall. Die 1243 PCR-Tests, die bislang durchgeführt wurden, fielen allesamt negativ aus.
Kaum überraschend fällt auf, dass touristisch, wirtschaftlich und verkehrstechnisch schwächere Regionen weniger mit dem Coronavirus zu kämpfen haben. In ganz Tohoku, dem Nordosten der grössten Insel Honshu, gibt es aktuell nur 32 aktive Covid-19-Fälle. In den abgelegenen Präfekturen Shimane und Tottori sind es 5 und 2. Auf der kleinsten Hauptinsel Shikoku hat man zurzeit 27 aktive Erkrankungen. Alle diese Orte haben auch gemein, dass sie vergleichsweise dünn besiedelt sind. Iwate zählt gerade mal 1,2 Millionen Einwohner.
Keinen einzigen Covid-19-Fall zu haben, ist aber nicht nur ein Segen. In Iwate lähmt die Angst, Patient 1 zu werden, das gesellschaftliche Leben, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Verwandte und Freunde aus anderen Präfekturen werden ausgeladen und Autos mit fremden Nummern vor Hotels und Sehenswürdigkeiten kritisch beäugt. In einer Pressekonferenz musste Iwates Gouverneur Takuya Tasso die Bevölkerung ermahnen, einen allfälligen Patienten 1 nicht zum Schuldigen zu erklären.
Update, 29. Juli 2020
Iwate vermeldet die ersten Covid-19-Fälle. Somit hat sich das Coronavirus in allen Präfekturen Japans ausgebreitet.
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