Keine Lust auf Olympiade
Die Olympischen Spiele haben für die Japaner eine fast mythische Bedeutung. Die Olympischen Sommerspiele von 1964 in Tokio wurden zu einem wichtigen Kapitel der Nachkriegsgeschichte. Keine 20 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Japan zurück auf die Weltbühne. Es waren die ersten Spiele auf dem asiatischen Kontinent. 1972 folgten die erfolgreichen Winterspiele von Sapporo. Stets wurde diese Gelegenheit genutzt, um die Infrastruktur massgeblich zu erweitern und zu modernisieren.
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Auch die Sommerspiele von Tokio 2020 hätten dem Land eine ähnliche Aufbruchsstimmung verschaffen sollen. Immerhin begründete man praktisch jeden Infrastrukturentscheid in den vergangenen Jahren mit den anstehenden Olympischen Spielen. Diese Woche, am 24. Juli, wäre die grosse Eröffnung gewesen.
Keine Lust auf die Spiele im 2021
Nun muss sich das Land wegen der Corona-Krise noch ein Jahr gedulden. Die Aufbruchsstimmung der letzten Jahre ist jedoch verfolgen. Gleich zwei Umfragen1 bestätigen, dass nur eine Minderheit der Japaner im Moment Lust auf dieses Mega-Event haben. Gemäss Kyodo News finden gerade mal 23,9 Prozent der Befragten, dass die Spiele im 2021 durchgeführt2 werden sollen. 36,4 Prozent meinen, dass eine weitere Verschiebung3 notwendig sei. Derweil vertreten 33,7 Prozent die Meinung, dass man Tokyo 2020 gleich komplett absagen4 sollte.
Die Umfrage der Asahi Shimbun bestätigt diese Stimmung. Dort sind 33 Prozent für die Durchführung im 2021, 32 Prozent für eine Verschiebung und 29 Prozent für eine Annullierung. Die kritische Haltung wird damit begründet, dass nur wenige an die Überwindung der Corona-Krise bis im nächsten Jahr glauben. Die Regierung solle sich vielmehr auf die Bekämpfung der Epidemie fokussieren.
2020 soll sich nicht wiederholen
Tatsächlich herrscht zurzeit viel Ungewissheit über die genaue Ausgestaltung der verschobenen Olympischen Spiele. Die Organisatoren und das IOK haben sich geeinigt, die Veranstaltungen zu «vereinfachen» (Asienspiegel berichtete). In anderen Worten bedeutet dies, dass die Spiele wesentlich kleiner werden als ursprünglich geplant. So ist beispielsweise die Zulassung eines Publikums aus aller Welt ungewisser denn je. Denn Japan zeigt sich äusserst vorsichtig bei der Öffnung seiner Grenzen. Bereits wird an einer speziellen Einreisezulassung für Athleten gearbeitet (Asienspiegel berichtete).
Die kritische Haltung der Japaner lässt sich auch mit der Unzufriedenheit bezüglich des Krisen-Managements der Regierung erklären (Asienspiegel berichtete). Nur noch 38,8 Prozent unterstützen aktuell die Arbeit5 von Premierminister Shinzo Abe. So hatten zu Beginn der Pandemie viele das Gefühl, dass die Regierung alles der Durchführung der Spiele unterordnen würde. Erst nach deren Verschiebung wurde eine effiziente Bekämpfung des Coronavirus erst möglich (Asienspiegel berichtete). Die Sorge in der Bevölkerung ist entsprechend gross, dass sich dieses Szenario 2021 wiederholen könnte.
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