Über 1200 neue Covid-19-Fälle
Am gestrigen Mittwoch verzeichnete Japan 1242 neue Covid-19-Fälle. Zum ersten Mal überhaupt in dieser Krise wurde die Schwelle von 1000 an einem Tag überschritten. Am Donnerstag waren es über 1300. Neben dem Grossraum Tokio entwickeln sich nun auch die Metropolregionen Osaka und Nagoya zu Hotspots mit täglich mehr als 100 bis 200 Neuansteckungen. Aber auch im Rest des Landes nehmen die Covid-19-Fälle deutlich zu (Asienspiegel berichtete).
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Selbst in der Präfektur Iwate, wo es bislang keinen einzigen Corona-Fall gab (Asienspiegel berichtete), wurden die ersten zwei Erkrankungen bestätigt. Somit hat sich das Coronavirus offiziell im ganzen Land verbreitet. Die Zahl der entdeckten Clusters – Japan führt dank konsequentem Contact-Tracing genau darüber Buch – hat sich auf 550 vervielfacht. Ende März waren es 24.
Vom anfänglichen Erfolg…
Es stellt sich die Frage, ob Japan die Lage überhaupt noch unter Kontrolle hat? Ende Juni wagte man diese Frage noch zu bejahen. Immerhin waren die neuen Covid-19-Fälle auf ein Minimum gesunken. Selbst international wurde Japan für seine Vorgehensweise und Disziplin gelobt. Maskentragen im Alltag, ein konsequentes Contact-Tracing, eine ganz natürlich Distanz zum Gegenüber sowie ein wirkungsvoller und zugleich vergleichsweise sanfter Lockdown wurden als Gründe für diesen Erfolg genannt (Asienspiegel berichtete).
…zur zweiten Welle
Nun aber muss auch Japan feststellen, dass eine Öffnung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten zwangsläufig zu einer Verbreitung des Coronavirus führt. Seit dem 19. Juni sind sämtliche Reiserestriktionen innerhalb Japans aufgehoben. Vom Staat bezahlte Verbilligungen fördern die Reisetätigkeit zusätzlich. Bis zu 5000 Zuschauern dürfen wieder in die grossen Sportarenen.
Viele Infektionen ereignen sich zudem im Nachtleben. Die Host- und Hostessen-Clubs, aber auch die Gastronomie stehen im Brennpunkt. Hierbei hat Japan das Problem, dass es kaum von einem Sommereffekt profitiert. Denn eine Terrassenkultur ist mit einigen Ausnahmen wie beispielsweise den Biergärten nicht existent (Asienspiegel berichtete). Vielmehr sind engräumige und unzureichend durchlüftete Restaurants und Bars die Norm, ja sogar eine Essenz der japanischen Gastronomie und Nachtlebens. Ausserdem flüchtet man in den heissen Sommertagen nur zu gerne in gekühlte Innenräume.
Unzureichende Massnahmen
Einen Notfallplan scheint es derweil nicht zu geben. Von einem neuerlichen Notstand will die Regierung nichts wissen. Zu gross wäre der Schaden für die Wirtschaft. Branchen zur temporären Schliessung zu zwingen oder Geldstrafen auszusprechen, ist in Japan rechtlich nicht möglich. Stattdessen arbeiten die Behörden mit Warnungen und Forderungen.
So bittet Tokios Gouverneurin ihre Bevölkerung lediglich, möglichst auf Reisen im Sommer zu verzichten. Osakas Gouverneur fordert derweil, Trink- und Essanlässe mit mehr als fünf Personen zu unterlassen, wobei dies vorläufig nur vom 1. bis 20. August 2020 gelte. Auch Nagoya will einen ähnlichen Weg beschreiten. Ausserdem spielt die Regierung mit dem Gedanken, die Namen der Clubs und Restaurants, in denen es zu Infektionen kommt, zu publizieren. Man will damit die Branche zur konsequenteren Umsetzung der Schutzmassnahmen zwingen.
Es ist zu bezweifeln, dass alleine mit diesen Massnahme diese Epidemie effizient bekämpft werden kann. Japan ist gerade dabei, die Kontrolle zu verlieren.
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